der rechte rand
: „Volksfront“ mit Rissen

Die „Volksfront von rechts“ steht: Im Wahlkampf in Mecklenburg-Vorpommern streiten NPD und „Freie Kameradschaften“ (FK) vereint – das gemeinsame Ziel: Der Einzug des Landtags im Schweriner Schloss. In der NPD-Zeitung Deutsche Stimme erklärte der NPD-Spitzenkandidat Udo Pastörs einmal mehr, die Partei sei deswegen im Land „als Systemalternative sichtbar“, weil eine „kommunalpolitische Verankerung vor Ort“ und ein „Schulterschluss mit den Freien Kräften“ bestehe.

Gut einen Monat vor dem Wahltag am 17. September scheinen die Reihen jedoch nicht ganz so fest geschlossen: Im NPD-Landesverband befürchtet die Führung um Pastörs und Stefan Köster, an Einfluss zu verlieren. Rund 280 Mitglieder hat die Partei im Land – vor allem aber Anhänger der Kameradschaften. Ist der NPD eine Einbindung der FK gelungen oder schafften diese vielmehr eine Übernahme? Der Verfassungsschutz (VS) mag diese Entwicklung nicht genau einordnen. Um die Machtverhältnisse neu zu ordnen, meint Günther Hoffmann von der Initiative „Bunt statt Braun“, hat die NPD die Kreisstrukturen geändert. So soll der Einfluss von FK-Führern wie Michael Gilenik – Listenplatz 7 – eingedämmt werden. Im Wahlkampf scheint die NPD-Wahlleitung um Holger Apfel vor allem parteitreue Kräfte zu fördern. Glaubt man Szenegerüchten, bekommen diese Getreuen ausreichend Geld zur Verfügung, um ihre Verbände technisch aufzurüsten. Ein Direktkandidat soll sich indes bereits beschwert haben, dass bei den Internetseiten, auf denen die NPD-Kandidaten sich Fragen des Wahlvolks stellen können, alle Antworten der Wahlleitung vorgelegt werden müssen.

Der FK-Führer Christian Worch warnte bereits, „das künftige Schicksal“ der Partei dürfe nicht von „betriebsblinden Apparatschiks und Funktionären“ bestimmt werden. Auf der von ihm selbst verantworteten Internetseite „bremerforum“ beklagte er den späten Wahlkampfbeginn, der in ihm den „vagen Verdacht“ auslöse, in der NPD gebe es „möglicherweise Kräfte, die an einem Erfolg GAR NICHT INTERSSIERT SIND“. Gründe führt der Hamburger Neonazi allerdings nicht an.

Über zwei Direktkandidaten hetzt das „stoertebekernet“ von Axel Möller, einst Stralsunder NPD-Kreisvorsitzender. Statt im Wahlkampf sei etwa Bernd Flotow in Holland, und auch Karsten Münchow „promeniere lieber am Strand“. Die bisherige parlamentarische Praxis der NPD lasse zudem nicht erkennen, „was sie diametral von ihren politischen Gegnern unterscheide“. Folgerichtig ruft das Internetprojekt zum Wahlboykott auf: Die NPD sei nicht „das Maß aller Dinge“. Prompt schimpft Nutzerin Gerlinde H.: „Eure Anti-NPD-Stimmung interpretiere ich als VS-Zersetzungsmaßnahmen.“ Die einzelnen Kritiker aus der Szene beunruhigen die NPD bisher wenig. Weiß die Partei doch, dass ihr Erfolgt mehr davon abhängen dürfte, rechte Wähler aus der Mitte der Gesellschaft zu gewinnen.