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Schanze wird Gefahrengebiet

PRÄVENTION Polizei kündigt an, auf Deeskalation zu setzen, bei Krawallen aber hart durchzugreifen

Das Hamburger Schanzenviertel ist von der Polizei anlässlich des Schanzenfestes am 4. September von 18 Uhr bis zum Sonntagmorgen acht Uhr zum „Gefahrengebiet“ erklärt worden. Danach kann die Polizei nach dem Hamburgischen Sicherheits- und Ordnungsgesetz verdachtsunabhängige Personenkontrollen durchführen. Somit möchte sie bereits im Vorweg mögliche Krawalle unterbinden, zu denen es in den Vorjahren immer wieder nach Sonnenuntergang gekommen ist.

3.000 Polizisten aus dem ganzen Bundesgebiet bietet die Polizei auf, um möglichen Krawallmachern zu begegnen. Die Polizei geht aber davon aus, dass das nicht angemeldete Straßenfest tagsüber friedlich verläuft. Die Beamten werden sich zurückhalten, kündigte der neuen Innensenator Heino Vahldieck (CDU) an. Wenn es jedoch zu Sachbeschädigungen kommt, sollen die Polizisten hart durchgreifen.

20 Personen hat die Polizei schon gestern Aufenthaltsverbote für das Schanzenviertel erteilt, bei 42 Personen so genannte „Gefährderansprachen“ abgehalten. Für Verwirrung sorgt indes die Bild, die ein Flugblatt von vermeintlichen Autonomen abgedruckt hat, das einen angeblichen Krawallplan mit konkreten Angriffszielen – darunter auch die Polizeiwache in der Lerchenstraße – enthält.

Andere Autonome aus Hamburg haben dagegen dazu aufgerufen, beim Fest keine „militante Auseinandersetzung“ mit der Polizei zu führen, das wäre ein „falsches politisches Signal“.

Eine Kapriole im Vorfeld des Festes hat sich mittlerweile auch erledigt. Im Disput um die Anmeldung des Schanzenfestes mit dem Bezirksamt Hamburg-Altona hatte sich ausgerechnet der in der Schanzenszene unbeliebte Eigentümer des autonomen Stadtteilzentrum Rote Flora und Eventmanager Klausmartin Kretschmer angeboten, das Fest anzumelden. Inzwischen hat er seine Ankündigung zurückgezogen, da er keine Haftpflichtversicherung gefunden habe.KAI VON APPEN

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