: „Irgendwelche Hemmungen bestehen bei mir nicht“
■ Die hier abgedruckten Schreiben sind nicht repräsentativ. In einem Großteil der Briefe fragen Männer nach den Bedingungen für eine Bewerbung. Andere sind ausgesprochen knapp gehalten. Die Anschreiben sind gekürzt, Interpunktion und Rechtschreibfehler behutsam korrigiert. Die Namen sämtlicher Bewerber wurden aus datenschutzrechtlichen Gründen abgekürzt. Kürzungen sind mit (…) ausgewiesen.
■ Der Autor dankt dem Bundesarchiv, dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, dem Münchner Staatsarchiv und dem Internationalen Suchdienst Arolsen für Dokumentenrecherche und Hilfe.
Marschwitz Kreis Neumarkt, Schlesien den 14. November 1934
Bittgesuch des Nachtwächters und Totengräbers Paul K. in Marschwitz um Verwendung für den Scharfrichterdienst. (…) Ich fühle das Bestreben in mir im Leben weiter zu kommen und hätte große Lust, Scharfrichter zu werden, zu jeder Probedienstleistung bin ich bereit. Ich bitte den Herrn Reichsminister des Innern, ganz gehorsamst mein Gesuch bei den zuständigen Stellen gütigst zu befürworten und mir eventl. Bescheid zukommen zu lassen.Heil Hitler! Paul K.
Düsseldorf 16. 11. 1934
Bewerbung!
Stelle den Antrag betreffs Einstellung als Scharfrichter für Rheinland und Westfalen. Schrecke vor nichts zurück. Bin verheiratet 1 Kind bin auch gesund und zielbewußt, festentschlossen.
Antragsteller B. H., Düsseldorf Nordstr. 19
Unterzeichneter bittet den Herrn Reichsjustizminister bei Freiwerden einer Scharfrichterstelle um Berücksichtigung. Bin 1893 zu Werne Kreis Bochum geboren und habe von 1912 bis 1918 aktiv gedient. Den Feldzug habe ich als Frontkämpfer bis zur Beendigung mitgemacht. Bin seit 10 Jahren Justizangestellter am Amtsgericht in Recklinghausen, nicht vorbestraft und Mitglied der NSDAP. Besitze die geistige Reife und körperliche Frische dieses Amt jederzeit übernehmen zu können. (…)Heil Hitler! Heinrich S.
Walter Z. Berlin-Friedenau, den 15. Januar 1935
Sehr geehrter Pg. Hanke,
ich nehme höflichst Bezug auf unsere Unterredung vom 8. ds. Mts. und erlaube mir hiermit nochmals schriftlich meine Bitte um Einstellung zu wiederholen. Wie ich Ihnen im Laufe der Unterhaltung erklärte, ist es für mich eine Ehrensache, unserem Kameraden Horst Wessel gegenüber das gegebene Versprechen einzulösen, und die beiden noch lebenden Mörder hinzurichten. Ich bitte daher um Einstelllung als Scharfrichter. (…)Heil Hitler! Walter Z.
Wesermünde, 20. II. 1939
Sehr verehrter Herr Ministerpräsident, es zwingt mich, ich muss es sagen, es kann kommen, was es will. Die heutige Meldung in der Tagespresse nimmt mir auch die letztem Hemmungen vorweg. Also ich habe nur einen Wunsch nach über 2jähriger Ueberlegung: Lassen Sie, verehrter Herr Ministerpräsident, mich im neuen Staat Scharfrichter werden. (…) Mit Leib u. Seele u. Fleisch u. Blut will ich mich dieser Sache verschreiben. Ich bin 48 Jahre alt, gesund u. kräftig. Kriegsteilnehmer. Habe nach dem Krieg 10 Jahre zur See gefahren. Seit 5 Jahren im hiesigen Fischereihafen beschäftigt. Wenn auch nicht NSDAP-Angehöriger so doch Mitglied der DAF und zugleich fanatischer Verehrer des Führers und seines Programms. (…) Sehr verehrter Herr Minister-Präsident! Meine Leistungen werden zufrieden stellen. (…) Ich habe es geschrieben u. konnte nicht anders!
In ganz besonderer Hochachtung Robert H.
Langenweddingen, d. 24. 2. 35
An meinen Führer Adolf Hitler.
(…) Herr Reichskanzler. Da ich die feste Absicht habe und gerne Scharfrichter werden möchte, denke ich doch auch eine Stelle bei meinem Landgericht annehmen zu können. Ich wäre auch gerne bereit, die Stelle ehrenamtlich zu übernehmen, da die politischen Verbrecher und Mörder aus der Welt müssen. Ich habe, solange ich lebe, noch keiner Partei angehört. Wenn ich aber Scharfrichter werden kann, werde ich sofort und gerne der NSADAP angehören. (…)
Heil Hitler Albrecht K. (Schneidergeselle, 37 Jahre alt)
An den Herrn Reichsjustizminister zu Berlin,
Komme mit der Bitte zu Ihnen ob es nicht möglich ist eine Stelle als Scharfrichter zu besetzen. Bin von Beruf Fleischer und würde mich sehr dazu eignen, bin geb. am 13. April 1910 zu Zwickau. Mein Wunsch war es schon 1930 als ich den Ruf meines Führers folgte, einmal als Scharfrichter tätig zu sein, und habe die Mitgliedsnr. 340441. Bin zur Zeit Hilfswachmeister der Landesstrafanstalt zu Zwickau tätig. Es muss doch schön sein, wenn auch solche Stellen von einem alten S. A. Mann besetzt würden. Ich bitte Sie mir meinen Wunsch zu erfüllen. Bin Ihnen sehr dankbar wenn Sie mir Rückantwort zu kommen ließen.Heil Hitler H.W.
Köln-Holweide, den 13. VI. 38
Unter Beifügung meines Lebenslaufes stelle ich mich Ihrem Amte als Scharfrichter zur Verfügung. Dieser Gedanke ist aus der Überzeugung entsprungen, dass ein Todesurteil im III.ten Reiche nur dann ausgesprochen wird, wenn es gerechtfertigt ist. Unser über alles geliebter Führer lässt oft Gnade walten, wo mancher Deutscher mit Ablehnung des Gnadengesuches gerechnet hat. Diese Überzeugung erleichtert mir dieses Schreiben. In der Anlage erhalten Sie meinen Lebenslauf. Um eines darf ich aber bitten. Die an mich zu ergehende Antwort bitte ich ergebenst an meine Dienste-Adresse Elektrizitäts-Werke Köln, Rosenstr. 30 zu senden.Heil Hitler! Martin B. (Angestellter, 41 Jahre alt)
Hamburg, d. 19. Okt. 1938
Betrifft: Gesuch um Zulassung als Scharfrichter
Endesunterzeichneter ist am 21. Dez. 1872 in Aschersleben Reg. Bez. Magdeburg als Sohn arischer Eltern geboren, dort die Schule besucht und das Schmiedehandwerk erlernt. Seit 1904 in Hamburg wohnhaft. Zur Zeit lebe ich als Rentner. Da ich zu diesem Beruf Lust habe und ich noch rüstig und gesund bin, bitte ich den Herrn Reichsminister um Zulassung.Heil Hitler Emil Ernst Heinrich S.
Hannover-Döhren, d. 9. 12. 38
Ich möchte mich hiermit nochmals bewerben, ich habe jedes Jahr eine Bewerbung eingesandt, um eine Stelle als Scharfrichter zu bekommen, einmal muss doch eine Stelle frei werden, denn Herr Gröpler Magdeburg ist doch auch jetzt schon 70 Jahre alt und kann doch einen jüngeren Platz machen, ich bin 30 Jahre alt, gesund sehr kräftig und hab fünf erbgesunde Kinder, bin zur Zeit Kraftfahrer. Ich bitte doch mich zu berücksichtigen in welcher Provinz oder Gegend ist egal, ich bitte höflich um Antwort. Was das für ein schwerer und ernster Beruf ist bin ich mir voll bewusst. Auch dass ich vollständige Verschwiegenheit wahren muss, ist mir vollständig klar. Oder geben Sie mir bitte doch einige Adressen außer Gröpler Magdeburg von Scharfrichtern, dass ich mich vorerst als Gehilfe Bewerben.Mit deutschem Gruß Karl F. Rückporto beiliegend
Nievenheim Rhld, den 29. 3. 39
Gesuch des Schlossers Josef S., um Anstellung als Scharfrichter.
Stelle mich Ihnen als Scharfrichter zur Verfügung. Jahrelang drängt eine innere Stimme mich zu diesem Beruf, als habe die Vorsehung mich hierzu bestimmt. Ich bin mir meiner Pflicht und Verantwortung als solcher voll und ganz bewusst. Mit dem Gedanken, alle Verbrecher und Volksschädlinge, wodurch das deutsche Volk und das Leben desselben gefährdet ist, restlos auszumerzen, bitte ich Sie höflichst meinem Gesuch Gehör zu schenken. Ich selbst wurde 1931/32 das Opfer von gewissenlosen Volksschädlingen, welches ich mit 4 Monaten Gefängnis büßen mußte. Ich kann Ihnen meine Einstellung gegen das Verbrechertum in Worten gar nicht wiedergeben. Bei Beantwortung dieses Schreibens bitte ich, den Beruf nicht zu benennen, außerdem, an mich persönlich zu adressieren. Strengste Geheimhaltung sichere ich Ihnen zu.Heil Hitler Josef S. (Schlosser, 32 Jahre, NSDAP-Mitglied seit 1933)
Erich W. Crimmitschau/SA. Vertreter der Winterthur-Versicherungen, der Schlesischen Feuerversicherungs-Ges., des Leipziger Verein-Barmenia und der Chem. Fabrik Pott & Co.GmbH., Pirna-Copitz/Anilinfarbstoffe
Den 7. Mai 1939
Ich gestatte mir die Anfrage, ob und unter welchen Voraussetzungen bzw. Bedingungen Scharfrichter eingestellt werden. Meine Anfrage geschieht nicht etwa aus Neugierde, sondern ich erbitte mir einen klaren Bescheid, da ich nicht abgeneigt bin, ein derartiges Amt zu übernehmen. Ich stamme aus arischer, erbgesunder Familie, bin 38 Jahre alt, verheiratet, habe einen Sohn von 12 Jahren, der die hiesige Oberschule besucht. Meine Schulbildung genoss ich in meiner Vaterstadt. Ich schloss mit dem Abitur am hiesigen Realgymnasium ab. Auf Wunsch bin ich gern bereit, mit genauem Lebenslauf zu dienen. Selbstverständlich bin ich nicht vorbestraft. Ich bin Blockleiter der Partei in der Ortsgruppe Crimmitschau Mitte und stehe mit den kommunalen und politischen Behörden auf bestem Fuße. Ich bitte die hohe Behörde um baldige Nachricht.Heil Hitler! Erich W.
Breslau, den 15. Mai 1939
Auf meine Anfrage vom 30. 11. 1938 bei dem Herrn Generalstaatsanwalt Dr. Sturm beim hiesigen Landgericht betreffs einer Anstellung als Scharfrichter für seinen Bezirk des Großdeutschen Reiches erhielt ich den Bescheid, mich in dieser Angelegenheit direkt an den Herrn Reichsminister der Justiz zu wenden. Ich wiederhole nun meine Bewerbung mit der Bitte, um eine Berücksichtigung bei der Besetzung des Amts. (…) Als ehem. Baltikumkämpfer hatte ich schon 1919 im Kampfe gegen die Bolschewisten Gelegenheit, im Auftrage des dortigen Standgerichtes an verbrecherischen Bolschewisten die Todesstrafe mit zu vollziehen und habe dies mit aufrechter gefestigter Überzeugung getan. Bin nun erst recht fest entschlossen, im Namen des Führers und des deutschen Volkes im Auftrage, die in Erscheinung tretenden Volks… [unleserlich] mit ausrotten zu helfen. Als gelernter und handfester Fleischermeister bitte ich um das Vertrauen des Herrn Reichsministers und gebe der festen Versicherung Ausdruck, dass ich mit meinem mir zur Verfügung stehenden Gehilfen stets ohne Zwischenfall sicher und blitzschnell, sei es mit dem Handbeil oder dem Fallbeil, in Aktion treten werden (…)
Heil Hitler! Wilhelm S.
11. 7./39
Durch Zufall erfuhr ich von einem Herrn, dass für den Posten eines Scharfrichters noch unbesetzte Stellen vorhanden sein sollen. Dieser Herr hat mit einem Scharfrichter gesprochen und dieser ihm dies erzählt.
Ich bin von Beruf Musiklehrer. Jahrelang ringe ich in meinem Berufe vergeblich um eine dauernde Lebensverlässlichkeit. Ich habe immer nur ganz spärlichen Verdienst gehabt, der nie zum Leben ausreichte. Stets musste ich Unterstützung von meinem Vater, der in Frankfurt/Oder Wirtschaftsoberinspektor i. R. ist, z. Z. noch Dienst hat, nehmen. Ich möchte mir nun sehr gerne selbst einen Hausstand gründen und mich verheiraten, sehe aber leider nie eine Möglichkeit dazu. Meinen Vater kränklich ist und nur noch mit größter Mühe Unterstützung gibt, möchte ich ebenfalls gerne arbeiten. Ich habe schon Gesuche an sämtliche Behörden in Leipzig gerichtet, um hier ein Unterkommen zu finden, habe aber leider stets absagende Antworten erhalten. Aus diesem Grunde erwäge ich jetzt, mich um die oben erwähnte Position zu bewerben.
Ich bin in Frankfurt/Oder als Sohn des jetztigen Wirtschaftsoberinspektors Wilhelm K. am 22. Juli 1908 geboren. Besuchte dortselbst die Schule bis zur Oberprima und studierte hierauf am hiesigen Landeskonservatorium Musik mit Hauptfach Klavier. Nach siebenjährigem Studium legte ich meine Privatmusiklehrerprüfung ab und wurde Mitglied der R.M.K. [Reichsmusikkammer; d. Red.]. Mein erster Schülerkreis, den ich mir in meiner Studentenzeit erwarb, löste sich 1933 auf. Von da an bis jetzt, also sechs volle Jahre, habe ich fast gar keine Schüler gehabt und nur von Unterstützung meines Vaters gelebt. In der Zwischenzeit habe ich alle möglichen Bewerbungen und Berufe gemacht, jedoch stets erfolglos. Ich bitte deshalb höflichst, nicht sogleich eine Absage zu erteilen in Hinsicht auf meinen Beruf. Denn ich glaube, die nötige Entschlossenheit zu besitzen, mich jeder gebotenen Ruhe, auch wenn es, wie hier, um etwas nicht Alltägliches geht, zu widmen. (...)Heil Hitler! Egon K. Leipzig“
Heppingen, den 19. IV. 40
Wir haben erfahren, dass Scharfrichter gesucht werden. Und fragen deshalb an, ob man eingestellt werden könnte. Wir sind Jungens von einfachen Arbeitern und haben keinen Beruf. Sind Sie so freundlich und uns umgehend näheres darüber Bescheid zu geben. Wir sind zwei Jungen, teilen Sie uns auch bitte mit in welchem Alter man sein muss, um Scharfrichter zu werden.Mit deutschem Gruß Max M. Alfred K. Heppingen
Halle/S., den 26. September 1940
Hierdurch möchte ich bei Ihnen anfragen, ob ich nicht Scharfrichter werden kann. Ich habe gehört, dass hierzu weiter keine Bedingungen in Frage kommen wie ein guter Ruf und eine Probehinrichtung. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir sofort einen günstigen Bescheid zukommen ließen. Rückporto anbei.
Heil Hitler! Paul S. geboren am 19. November 1900 zu Halle/S.
N. B. Ich bin Weltkriegsteilnehmer und war auch jetzt bis 30. Juli 1940 wieder ein Jahr dabei.
O. U., den 16. 2. 1941
Ich bitte, mich nach meinem Ausscheiden aus der Wehrmacht als Scharfrichter in den Justizdienst zu übernehmen. Meine Bitte begründe ich wie folgt:
1.) Mein jetziger Beruf nicht die entsprechende Grundlage für eine ausreichende Existenz.
2.) Ich bin im Sanitätswesen bereits eingehend ausgebildet und war des öfteren bei Leichenöffnungen helfend tätig. Irgendwelche Hemmungen, die der Beruf eines Scharfrichters mit sich bringen könnte, bestehen bei mir nicht.
3.) Ich bekleide zur Zeit die Stelle eines Sanitätsunteroffiziers und habe den Einsatz in Polen und im Westen in einer motorisierten Abteilung mitgemacht. Ich bin Inhaber des E. K. II und des Panzerkampfwagen-Abzeichens in Silber. Mein Lebensalter beträgt 26 Jahre.
Ich bitte um gütige Berücksichtigung meines Gesuches und um Mitteilung, ob meinem Wunsche entsprochen werden kann.
Heil Hitler! W. P. San. Unteroffizier
Tharandt, am 22. 3. 41
Der Unterzeichnete gestattet sich höflichst, dem Reichsjustizministerium zu unterbreiten: Durch den unserem Vaterland aufgezwungenen Krieg, ist es wohl die Pflicht eines jeden Deutschen, durch Einsetzen seiner gesamten Kraft dem Vaterland zu helfen und zu dienen. Leider gibt es nun so viele, die durch ihr Handeln das Gegenteil bewirken, und somit der deutschen Wehrkraft und damit dem gesamten deutschen Volk schaden. Dies beweisen die vielen Urteile, welche fast tag-täglich von der Justiz ausgesprochen werden, ja sogar die vielen Todesurteile, welche ausgesprochen und vollstreckt werden. Ich habe nun den Wunsch, an der Ausrottung des Verbrechertums mitwirken zu können, und stelle mich im Eignungs- und Bedarfsfalle dem Reichsjustizministerium für das Amt zur Verfügung. Bin gesund und rüstig, im 52. Lebensjahr, verheiratet, wohnhaft Tharandt bei Dresden. Bin unbescholten und Mitglied der NSADAP. Nach langer Überlegung habe ich mich entschlossen, dem Reichsjustizministerium dieses Schreiben zu unterbreiten. Bin zur Zeit als Ausschläger in den Hermann-Werken in Seidenau beschäftigt.
Um diese Angelegenheit zunächst geheim zu behandeln erbitte ich höflichst ein Antwortschreiben eingeschrieben an nachstehende Adresse.Heil Hitler H. N.
Wien 16, Mai 1942
Ich bewerbe mich um eine Scharfrichterstelle und bitte um wohlwollende Berücksichtigung. Die Begründung hierfür mag seltsam anmuten. Ich will, ohne dass meine Familie (Frau und ein 14-Jähriger Sohn) Schaden leiden, nebenher Medizin studieren. Dazu fühle ich mich seit je zutiefst berufen, weiß auch, dass ich in ca. 6 Jahren nicht der schlechteste Arzt und Forscher auf dem Gebiet der Neurologie sein werde. (…)
Heil Hitler! Leopold L.
Neubiberg, den 13. Januar 1943
Unterzeichneter erlaubt sich, kurz eine Anfrage zu richten. Da ich seit längerer Zeit bei dem Scharfrichter Johann Reichardt in München als Gehilfe beschäftigt, erlaube ich mir mit der Bitte heranzutreten, dass wenn irgendwo eine Scharfrichterstelle besetzt wird, ich berücksichtigt werde. Bin 35 Jahre alt und würde den mir gestellten Aufgaben mit großem Fleiß und Pflichtbewusstsein nachkommen, um meine vorgesetzten Dienststellen in jeder Weise zufrieden zu stellen. Um eine wohlwollende Vormerkung bittend, zeichnet mit Heil Hitler
Alois Weiss, Scharfrichtergehilfe
Metz, den 4. August 1941
Betr.: Zulassung zum Beruf als Scharfrichter
Nach Beendigung meiner 12-jährigen Dienstzeit bei der Wehrmacht im Jahre 1947 möchte ich eventuell den Beruf eines Scharfrichters ergreifen. Ich bitte daher ergebenst um einen Bescheid, ob und unter welchen Bedingungen es möglich ist, Scharfrichter zu werden. Gegebenenfalls bitte ich, in den Ostgebieten eingesetzt zu werden. Vielleicht besteht die Möglichkeit, schon vor Beendigung meiner Dienst-Zeit an einer Ausbildung als Scharfrichter teilzunehmen.
Alfons J. Unteroffizier
O. M., den 1. 9. 1942
Betr. Bewerbung um das Amt eines Scharfrichters
Hiermit erlaube ich mir, mich um das Amt eines Scharfrichters zu bewerben. Wie aus meinem beiliegenden Lebenslauf ersichtlich ist, bin ich in der Welt weit umhergekommen und habe eine große Lebenserfahrung sammeln können. Unter diesen Umständen ist mir langsam aber sicher der Entschluß gereift, dass Verbrecher, wo auch immer es sei, mit aller Kraft zu bekämpfen. Als eine ganz besonders hohe Lebensaufgabe stelle ich mir vor, die verabscheuungswürdigsten Verbrechen mit den schärfsten Mitteln zu bekämpfen. Da die Zahl derer sicherlich sehr klein sein wird, die sich bereit finden, Todesurteile zu vollstrecken, so bitte ich, mich mit einer solchen Aufgabe betrauen zu wollen. Diese verantwortungsvolle Aufgabe werde ich schnell und sicher fällen. Zur Zeit bin ich zwar noch beim Militär, da der Krieg aber bald zu Ende sein wird, erlaube ich mir, mich schon jetzt zu bewerben. Ich bitte mein Gesuch wohlwollend zu prüfen und mir zu gegebener Zeit Bescheid erteilen zu wollen.
Otto H. (Schlosser aus Hamburg, 26 Jahre alt)
Oppeln, den 22. 9. 1942
Unterzeichneter bittet um Anstellung als Scharfrichter. Den Beruf, den ich erlernt habe, habe ich nie Spaß daran gehabt, es war immer nur der Wunsch meines Vaters. Weil unser Geschäft sehr schlecht geht, möchte ich gerne einen anderen Beruf ergreifen. Es wäre mir lieb zu wissen, was ich als Scharfrichter verdienen kann. Wenn augenblicklich eine Stelle zu besetzen ist, können Sie mir Unterlagen zusenden, um bei der Truppe einen Wirtschaftsurlaub überreichen zu können. Als 45 Jähriger Mann kommt man leichter frei von der Truppe. Mir wäre es lieb meine Tätigkeit in Südwestdeutschland verrichten zu können, damit meine Familie aus dem luftgefährdeten Gebiet heraus kommt.Heil Hitler Hans R.
Lutherstadt Wittenberg, am 20. VII. 43
Habe großes Interesse am Berufe des Scharfrichters und bin – nach Anfrage beim Amtsgericht Wittenberg – mit meiner Bitte um nähere Auskunft an das Reichsjustizministerium verwiesen worden. (…) Von besonderem Interesse ist für mich das Verfahren der Exekution, sowie die Bezahlung bzw. der Gehalt des Scharfrichters. Über meine körperliche und moralische Eignung habe ich nicht die geringsten Bedenken, da ich körperlich groß und kräftig bin. Die naturgemäß hohen seelischen Belastungen haben für mich auch keine Bedeutung, da ich nicht etwa Gefühlsroheit, sondern eine ausgezeichnete Lebensphilosophie besitze. (…)Heil Hitler! Heinrich Rudolf A.
Breslau, d. 3. 4. 43
Der Unterzeichnete erlaubt sich oben genannter Behörde ein Gesuch nach nebenberuflicher Anstellung, oder auch hauptberuflicher Anstellung als Scharfrichter zu unterbreiten. Meine Begründung hierfür ist: dass ich als Pförtner und Werkschutzmann nicht das verdienen kann damit ich eine Familie ernähren kann! Würde mir recht sein, wenn ich in einem Judenlager meinen Dienst verrichten kann, denn diese Gruppe weist ja immer die meisten Täter auf. Mein Lebenslauf ist immer tadellos gewesen, nicht bestraft u. rein arisch. Am 28. 4. 11 bin ich geboren u. verheiratet. Doch ist infolge eines Unfalls meine linke Hand nicht ganz gebrauchsfähig, aber umso geschickter bin ich mit der Rechten. Jedenfalls wäre es mir sehr recht, dort eingesetzt zu werden, wo mit den Staatsfeinden aufgeräumt werden muss. Gewiss wird man gegen mich Bedenken haben, aber mein Charakter ist durchaus ehrlich, mich zwingt allein die Not zu diesem Gesuch, zugleich aber auch der Hass gegen die, die unser Vaterland von innen zermürben wollen! Nun bitte ich um Verständnis meiner Angelegenheit, sowie um Gewährung meines Gesuches!
Heil Hitler! Walter S.
O. U., den 8. 4. 1944
Ich bitte höflichst um Auskunft über die Tätigkeit als Scharfrichter beim Volksgerichtshof, bzw. über Besoldungsgruppe und Anstellungsverhältnis. Besteht die Möglichkeit, dass ich gelegentlich einer Strafvollstreckung beiwohnen darf, um einmal Einblick in diese Tätigkeit zu bekommen? Bin Berufssoldat und beende 1945 meine aktive Dienstzeit. Ich habe großes Interesse an selbstständiger, pflichtbewusster Arbeit, weshalb ich auch im Zivilberuf eine entsprechende Stellung einnehmen möchte. Während meiner Dienstzeit war ich einige Monate beim Kriegsgericht der 24. Div. tätig. Anschließend übernahm ich in Plauen/Vgtl. die Standort-Arrestanstalt und wurde im Jahre 1937 nach der Festung Torgau/Elbe [Wehrmachtgefängnis] versetzt, wo ich bis 1939 beim Aufsichtspersonal tätig war. Ich beherrsche Maschinen- und Kurzschrift und besitze sämtliche zivilen und Wehrmachtführerscheine.Heil Hitler! F., Oberfeldwebel
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