: Lala organisiert sich
Die neue Interessengemeinschaft Musikwirtschaft NRW will zwischen Landespolitik und der Branche vermitteln
Ach, wie dumm. Da ist der Mitarbeiter der Plattenfirma Roadrunner Records in Köln jetzt, nun ja: „ein bisschen überfragt“. Dabei ging es doch gar nicht um die exakte Höhe des Kilimandscharo. Sondern um die eben gegründete Interessengemeinschaft Musikwirtschaft NRW (IGM), in der Roadrunner Mitglied ist. Also weiter. Nächstes Mitglied. Und wieder: Interessengemeinschaft was? Wer? Keine Ahnung.
Einer weiß dann doch etwas: Ralf Plaschke, der mit seiner Kölner Firma PopData auch der IGM angehört. Mitte August wurde die Initiative von 14 Unternehmen der Musikindustrie gegründet. Wobei man Musikindustrie so auch nicht mehr sagt. Heute heißt es: Creative Industries und umfasst so gut wie alle, die kreativ arbeiten, also Film- und Fernsehleute genauso wie Musiker oder Schreiberlinge. Verbände gibt es in diesen Sparten reichlich. Und nun noch einen mehr. „Es gab eben bislang keine Querschnitts-Organisation, die übergreifend auf Landesebene alle Interessen vertritt“, sagt Plaschke. Aber damit soll jetzt natürlich Schluss sein. Dank der IGM.
Die Interessengemeinschaft will als Vermittler zwischen Industrie und Öffentlichkeit auftreten, vor allem aber: als Vermittler zwischen Industrie und Politik. Da sei einiges versäumt worden in den vergangenen Jahren, sagt Plaschke: „Wo Wolfgang Clement als Ministerpräsident zuweilen zu viel gefördert hat, haben die Nachfolger zu wenig getan.“ Aber es gebe Signale, dass die schwarz-gelbe Landesregierung wieder mehr für die Branche tun wolle. Interne Gespräche soll es auch schon gegeben haben. Es geht voran. Da ist sich Plaschke ganz sicher.
Vorbild für die IGM NRW ist die IHM, die Interessengemeinschaft Hamburger Musikindustrie. Anfang 2004 gegründet, setzte sie sich zum Ziel, „den Musikstandort Hamburg aktiv zu fördern und mitzugestalten“. Dazu gehört einerseits, Hamburg als idealen Musikstandort zu vermarkten. Und andererseits auch, sich etwa um die Musikkultur auf St. Pauli zu kümmern. Inzwischen hat die IHM rund 80 Mitglieder. Und eine Menge zu tun. Aber gut: NRW ist freilich weitaus unübersichtlicher. Bislang kommen die Mitglieder hauptsächlich aus dem Rheinland, wo die Musik spielt. Was sich laut Plaschke aber rasch ändern soll. Denn: Auch im Ruhrgebiet sitzen zwar kleine, im Rock und Pop aber durchaus namhafte Plattenfirmen. Allerdings noch ohne IGM-Mitgliedschaft.
BORIS R. ROSENKRANZ
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