Kurze Wege, viel Energie

RESSOURCEN Selbst produzieren kann nachhaltig sein – oder umweltschädlich. Das hängt vor allem von den Rohstoffen und vom Verhalten der Nutzer ab

■ Computermesse: Noch bis zum Freitag zeigen auf der Cebit in Hannover 3.400 Aussteller aus 70 Ländern ihre Produkte.

■ Neuigkeiten: Mit dabei sind auch eher eigenwillige Erfindungen – etwa ein 3-D-Stift, mit dem sich Modelle freihändig erstellen lassen sollen.

■ Fokus: Eine ganze Reihe von Ausstellern präsentiert in diesem Jahr Sicherheitssoftware, neue Entwicklungen für verschlüsselte Kommunikation etwa liegen hoch im Kurs (mehr dazu in der kommenden Wochenendausgabe in der taz). (sve)

BERLIN taz | Konsummüll – das ist das Erste, was Leute mit Zugang zu einem 3-D-Drucker normalerweise produzieren. Gegenstände aller Art zum Hinstellen, Hinlegen oder Gleich-wieder-Entsorgen. Nicht nur weil man feststellt, dass der nach heruntergeladenem Plan gedruckte Lampenschirm doch nicht ins Wohnzimmer passt, sondern auch weil gerade Drucker für den Haushaltsgebrauch zunächst einmal Ausschuss erzeugen.

Die Stiftung Warentest machte bei einem Testlauf im vergangenen Jahr 50 Prozent Fehldrucke aus. Mal hat ein Gerät mit dem Materialnachschub Probleme, mal ist die Kunstsstoffschicht schlicht zu dünn und geht beim Loslösen von der Unterlage kaputt. Die Ursachen sind vielfältig: Ein Fehler beim Entwerfen des Druckplans, ein Defekt am 3-D-Drucker selbst oder eine falsche Einstellung im Menü. Denn die Drucker sind extrem empfindlich. Weicht eine Schraube nur um einen Millimeter von der vorgesehenen Position ab, kann das große Auswirkungen auf die Produktion haben. Dazu kommen Unterlagen und gegebenenfalls Stützgitter, die für den Druck notwendig sind, später aber nicht mehr gebraucht werden.

Ob Ausschuss oder nicht – wie groß die ökologischen Auswirkungen sind, hängt laut einer Ende Februar veröffentlichten Studie des Öko-Instituts vor allem vom verwendeten Rohmaterial und der erforderlichen Dichte des Endprodukts ab. Erdöl oder nachwachsende Rohstoffe? Dicht gedruckt oder leicht? Die Ökobilanz lässt sich außerdem verbessern, wenn der Hersteller Ausschuss wieder einsammelt und daraus neues Rohmaterial macht. Mittlerweile werden solche Recyclinggeräte auch für Druckerläden erschwinglich, die damit aus Fehldrucken selbst neues Rohmaterial erzeugen können. So muss das Material nicht ständig hin und her geschickt werden. Erste Geräte sollen auch handelsübliches Plastik wie PET-Flaschen zu Rohmaterial verarbeiten können.

Darüber hinaus kommt es laut Öko-Institut auf den Vergleich an: So schneide ein im 3-D-Drucker gefertigtes Spielzeug, was den Energiebedarf angeht, schlechter ab als ein Äquivalent aus Holz, aber besser als das in konventioneller Herstellung gefertigte Produkt aus Kunststoff. Denn mit dem 3-D-Druck sind Materialien leichter und dennoch stabil zu fertigen.

Einige Fragen werden sich aber erst klären, wenn der 3-D-Druck sich weiter verbreitet. Etwa wie viel Energie im Transport tatsächlich gespart wird, wenn mehr Produkte nahe beim Anwender gefertigt werden. Ob Verbraucher Geräte nennenswert länger verwenden, weil Reparaturen dank selbst gedruckter Ersatzteile einfacher werden. Oder ob die Nutzungsdauer einzelner Produkte im Gegenteil kürzer wird, weil Anwender sie sich ständig neu drucken. SVE