: Tempolimit fürs Klima
BUND und Wuppertal Institut schlagen der Autoindustrie Programm für Dreiliterautos vor. Der ist das egal
BERLIN taz ■ Der Spritverbrauch von Personenwagen kann bis 2020 halbiert werden. Das sagt Angelika Zahrnt, Vorsitzende des Bundes für Umwelt- und Naturschutz in Deutschland (BUND). Und sie weiß auch, wie. Gestern legte der BUND ein „Klimafahrtenbuch 2020 für Pkw“ vor. Danach könnte der Verbrauch von Neuwagen in drei Schritten von heute fast 7 auf rund 3 Liter pro 100 Kilometer gesenkt werden. Gleichzeitig würden die Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) von derzeit rund 171 auf 80 Gramm abnehmen. Zahrnt ging jedoch davon aus, dass dazu auch politische Maßnahmen wie Tempo- und Verbrauchslimits nötig sind.
Die europäischen Automobilhersteller hatten sich 1995 verpflichtet, den CO2-Ausstoß bis 2008 selbst auf 140 Gramm pro Kilometer zu reduzieren. Darüber hinaus gibt es eine Zielvorgabe der Europäischen Kommission, die Emissionen bei Neuwagen bis 2012 auf 120 Gramm CO2 pro Kilometer zu drücken. Seit 2003 habe sich der Wert aber bei fast 170 Gramm pro Kilometer eingependelt, sagte Zahrnt. Nachdem Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) die Autoindustrie vergeblich aufgefordert habe, zu erklären, wie sie die Selbstverpflichtung noch einhalten wolle, sei es an der Zeit für eine „härtere Gangart“.
Inzwischen sind 7 Prozent aller Neuzulassungen besonders verbrauchsintensive Geländewagen. Der BUND verlangt deshalb vor allem ein „Umdenken in der Modellpalette“.
Das Klimafahrtenbuch haben die Experten der Umweltorganisation gemeinsam mit Wissenschaftlern des Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie entwickelt. Es sieht unter anderem eine gesetzliche Obergrenze für den Spritverbrauch, eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 Stundenkilometern auf Landstraßen und Tempo 120 auf Autobahnen vor. Außerdem soll sich die Kfz-Steuer künftig am CO2-Ausstoß orientieren, die steuerliche Begünstigung für Dienstwagen abgeschafft werden.
„Pkws verursachen die Hälfte aller CO2-Ausstöße im Sektor Verkehr“, begründete Hans-Jochen Luhmann vom Wuppertal Institut die Initiative. Und die Tendenz sei weiter steigend.
Beim Verband der Deutschen Automobilindustrie stieß die Initiative des Umweltverbands auf wenig Interesse. Dafür sei man nicht zuständig, hieß es in der Pressestelle. „Wenden Sie sich doch an den europäischen Verband.“ Zudem sei man mit der gerade statt findenden Internationalen Nutzfahrzeugmesse völlig ausgelastet. SUSANNE SCHWARZ
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