: Besuch vom Onkel aus der Stadt
Warum Metropole und Region gemeinsam stärker sind, erklärt Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust auf einem geselligen Beisammensein in der schleswig-holsteinischen Kreisstadt Itzehoe
VON SVEN-MICHAEL VEIT
Hamborger Beer gibt’s erst am Abend des 1. Dezember. Dann hat das gleichnamige niederdeutsche Lustspiel von Heinrich Behnken und Konrad Hansen Premiere im Theater von Itzehoe. Ein Hamborger Jung gastierte bereits am Dienstagabend in der Hauptstadt des Kreises Steinburg. Auf Einladung des Unternehmensverbandes Unterelbe-Westküste und vor vollem Haus, denn was Ole von Beust (CDU) zum Thema „Metropole Hamburg – Wachsende Stadt“ zu sagen hat, „das interessiert uns hier auch sehr“, sagt der Verbandsvorsitzende Lutz Bitomsky.
Sehr konkret allerdings wird der Regierungschef aus der Millionenmetropole hier, in der 33.000 Einwohner zählenden Kreisstadt am Westrand des Hamburger Speckgürtels, nicht. Dass die Zeiten vorbei seien, „in denen Länder ihre Interessen auf Kosten des Nachbarn durchsetzen können“, sagt er, und dass „die Globalisierung zu einem Wettbewerb der Regionen“ geführt habe. „Keiner kann mehr allein mithalten“, sagt Ole von Beust, das gehe nur noch „gemeinsam“, in der Kooperation in der Metropolregion, in der Zusammenarbeit zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein.
40 Minuten redet der Bürgermeister aus der Hansestadt, frei, über sein „Bekenntnis zu Wachstum und Qualität“, auch über seine Sorgen wegen der Krise des Luftfahrtkonzerns Airbus. Denn der sei ja „von ungeheurem strategischen Interesse“, für Hamburg und für die gesamte Region. Warmer Applaus ist am Ende sein Lohn. Und ab und zu ein kurzes zustimmendes Lachen, wenn er Sätze sagt wie: „Man darf Dinge nicht ewig versabbeln, sondern muss was tun.“ Sowas kommt an auf halber Strecke zwischen Hamburg und der Nordsee.
„Frei heraus“ habe Ole von Beust geredet, befindet ein Zuhörer nachher beim Plausch im Foyer, das Pils in der Hand. Seine drei Gesprächspartner nicken, das Pils in der Hand. Als die Gattin ergänzt, das Sektglas in der Hand, „sehr sympathisch“ sei er gewesen, „noch mehr als im Fernsehen“, nehmen die Herren schweigend einen Schluck.
200 geladene Gäste haben sich eingefunden in Itzehoe, um die Kunde aus der Metropole zu hören. So viele wie noch nie, wie Bitomsky zufrieden feststellt. Einmal im Jahr veranstaltet der Unternehmensverband Unterelbe-Westküste, die Lobby von rund 400 Firmen mit mehr als 30.000 Mitarbeitern zwischen Norderstedt und Westerland, diesen „Abend im Theater“ als ambitioniertes Angebot zur Debatte. Michel Friedmann hat hier als Vertreter des Zentralrats der Juden gesprochen, Deutschlands oberster Arbeitgeber Dieter Hundt oder der Dominikanerpater und einstige Helmut-Kohl-Berater Basilius Streithofen haben über das gesellschaftliche Ethos von Unternehmern diskutiert, Bild-Chef Kai Diekmann hat zu erklären versucht, warum so viele Menschen sein Boulevard-Blatt lesen. „Aber ausverkauft“, sagt Bitomsky, „hatten wir noch nie.“
Die Spitzen aus Wirtschaft und Politik der Region sind hier zusammen gekommen an diesem Abend. Ein Vertreter der Grundstücksverwaltung Itzehoer Schrott und Recycling GmbH & Co KG steht auf der Gästeliste, die beiden Herren vom Kreisfeuerwehrverband haben ihre Ausgehuniformen angelegt, die Klüvers von der Grevenkoper Pute GmbH sind zu dritt erschienen, die Fuhlendorfs vom ortsansässigen Optikergeschäft gleich zu viert. Man will ja auch noch gesellig sein, wenn der Stargast wieder weg ist.
Ole von Beust musste nach einer guten Stunde los. Drei Fragen hat er noch beantwortet nach seiner Rede, auch die des Husumer Bürgermeisters Rainer Maaß. Dem gefällt es gar nicht, dass Hamburg mit einer eigenen Windenergiemesse jetzt „dem Messestandort Husum Konkurrenz macht“. Mit der „HusumWind“ und der „New Energy“ hat sich die nordfriesische Kreisstadt zum weltgrößten Veranstalter von Windmessen entwickelt, und nun drohe aus Hamburg „ein ruinöser Wettbewerb“. So stelle er sich, sagt der parteilose Bürgermeister von der Küste, „gut nachbarschaftliche Beziehungen nicht vor“.
Er auch nicht, versichert von Beust. Er habe das Problem bereits mit der Hamburg Messe erörtert, „die kommen auf Sie zu“, das sei „politisch schon auf der Schiene“. Maaß gibt sich mit „der etwas vagen Antwort“ zufrieden, aber nur für’s Erste. „Die Hamburger“, findet der Husumer, „sollen das einfach unterlassen.“
Es ist der einzige kritische Beiklang an diesem netten und geselligen „Abend im Theater“ in Itzehoe.
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