piwik no script img

Standhafte Künstlerin

Jedes Jahr um diese Zeit fliegt die in Deutschland lebende iranische Künstlerin Parastou Forouhar in ihre Heimat, um mit einer Gedenkfeier an die Ermordung ihrer Eltern zu erinnern. Parvaneh und Dariousch Forouhar wurden im November 1998 in ihrem Haus in Teheran überfallen und bestialisch mit Messerstichen ermordet. Die Tat fällt in die Zeit der sogenannten Kettenmorde an kritischen Intellektuellen.

Parastou Forouhar, 1962 in Teheran geboren, kam 1991 nach Abschluss ihres Kunststudiums nach Deutschland und setzte ihre Ausbildung an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach fort, wo sie seither mit ihren beiden Kindern lebt. Ursprünglich Malerin, macht sie mittlerweile auch Installationen und Multi-Media-Ausstellungen im In- und Ausland, wofür sie mehrere Preise gewonnen hat. Dabei greift sie Themen der iranischen Geschichte nach der Revolution 1979 auf – Gewalt und Folter, aber auch die Unterdrückung der Frauen, häufig verbunden mit einem traditionellen ornamentalen Stil.

Der Mord an ihren Eltern hat Forouhar politisiert. Zusammen mit Gleichgesinnten im Iran setzte sie sich nachdrücklich für die Aufklärung des Verbrechens ein. Im Januar 1999 gab das Informationsministerium schließlich bekannt, einige Mitarbeiter hätten eigenmächtig das Ehepaar umgebracht – ein einmaliges Ereignis in der Geschichte der Islamischen Republik. Doch die Auftraggeber wurden nie bekannt.

Das Regime tolerierte zunächst die jährlichen Gedenkveranstaltungen der Tochter, mit denen sie die Erinnerung an das Verbrechen wachhalten wollte. Mehrere tausend Menschen folgten in den ersten Jahren der Einladung. Doch dann wurden die Auflagen der iranischen Behörden immer strikter.

Im vergangenen Jahr verweigerten sie Forouhar die Erlaubnis, wenigstens im Elternhaus enge Verwandte und Freunde zu empfangen. „Doch Anlässe wie dieser Gedenktag haben Symbolcharakter,“ schreibt die Künstlerin jetzt in einer Rundmail. „Sie bündeln auch immer die Hoffnungen und Visionen derjenigen, die sich für eine demokratische Veränderung einsetzen.“ B.N., B.S.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen