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Fünfjahresplan für Missbrauchsopfer

MISSBRAUCH Beauftragter Rörig will Hilfsnetzwerk dichter knüpfen und Juden und Muslime einbinden

BERLIN taz | Mehr Beratungsstellen für Männer, die als Kinder missbraucht worden sind, mehr in ländlichen Regionen und mehr für Betroffene mit Behinderungen und Migrationshintergrund. Johannes-Wilhelm Rörig, der Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, will das lang beklagte löchrige Netz von Hilfsangeboten für Missbrauchsopfer verbessern. „Ich werde darauf drängen, die Beratungsangebote zu verdichten“, sagte Rörig am Dienstag, als er seine Pläne bis 2019 vorstellte.

Für diese Zeit wurde Rörig in seinem Amt bestätigt. Seine Ambitionen sind groß, sein Budget mit 3 Millionen Euro im Jahr nicht übermäßig. Die Telefonhotline, die Rörigs Vorgängerin Christine Bergmann nach den 2010 massenhaft bekannt gewordenen Missbrauchsfällen eingerichtet hatte, wird weitergeführt. Darüber hinaus ist ein Onlineangebot geplant.

Zu Rörigs „Fünfjahrplan“ zählt ein „Betroffenenrat“. Damit sollen Missbrauchsgeschädigte ein „dauerhaftes Forum“ mit „eigenen Informations- und Mitwirkungsrechten“ bekommen. Bis Ende 2014 soll der Rat einberufen sein. Die Missbrauchszahlen sind nach wie vor hoch, die polizeiliche Kriminalstatistik nennt 12.500 jedes Jahr.

Rörig will darauf drängen, dass der durch den Runden Tisch sexueller Missbrauch beschlossene Hilfefonds bald startet. Bund und Länder sollten jeweils 50 Millionen Euro einzahlen, allerdings liegt bislang nur der Anteil des Bundes vor. Die Länder – bis auf Mecklenburg-Vorpommern und Bayern – verweigern ihre Beteiligung. Begründung: Es sei unklar, wofür das Geld konkret verwendet werden soll.

Rörig fordert außerdem, dass Prävention in der Schule „einen festen Platz“ bekommt. Er sagt: „Schulen haben eine Doppelrolle. Sie können Tatort sein, müssen aber Kompetenzort werden.“ LehrerInnen und andere Fachkräfte müssten besser fortgebildet werden. Rörig will künftig auch auf muslimische und jüdische Organisationen „zugehen“.

SIMONE SCHMOLLACK

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