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GSG vor Verkauf

Die landeseigene Gewerbesiedlungsgesellschaft soll für 400 Millionen Euro an Immobilienunternehmen gehen

Die Linkspartei tut sich als Privatisiererin landeseigener Unternehmen hervor. Derzeit prüft Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) den Verkauf der Gewerbesiedlungsgesellschaft GSG. Ein Angebot des Immobilienunternehmens Orco, das seinen Sitz in Luxemburg hat, liegt auf dem Tisch, bestätigte Wolfs Sprecherin Brigitte Schmidt gestern. Laut einem Bericht der Berliner Zeitung gilt der Verkauf für insgesamt 400 Millionen Euro an Orco und den Finanzdienstleister Morgan Stanley sogar als sicher.

Die GSG bietet seit 1966 kleinen und mittleren Unternehmen Gewerberäume an. Zu Frontstadtzeiten in Westberlin gegründet, sollte die Landestochter Firmen an die eingeschnürte Stadt binden. Heute verfügt die GSG nach eigenen Angaben an 42 Standorten über insgesamt 750.000 Quadratmeter Gewerbeflächen. Im Berliner Westen stehen insgesamt rund 30 Prozent der Flächen leer, im Osten 75 Prozent.

Ängste vor Entlassungen und Mieterkündigungen will die Wirtschaftsverwaltung zerstreuen: „Einem Verkauf stimmen wir nur zu, wenn der Mieterschutz gewahrt bleibt und die Mitarbeiter Beschäftigungsgarantien erhalten“, verspricht Schmidt. Seit dem Jahr 2000 gehört die GSG der landeseigenen Investitionsbank Berlin (IBB). Die wollte bislang den Verkaufserlös einstreichen. Jetzt soll der strapazierte Haushalt etwas abbekommen.

Die Grünen-Wirtschaftsexpertin Lisa Paus hält das Geschäft seit Frühjahr 2006 für ausgemacht. Wolf wolle sich „nur hinter dem Karlsruher Urteil verstecken“. Bei einem Verkauf drohe „ein Verlust von günstigen kleinen Gewerbeflächen in der Innenstadt, die für Existenzgründungen im Kreativbereich existenziell sind“, urteilt Paus.

MATTHIAS LOHRE

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