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Eine Stadt sucht ihren Film

Die Filmfördergesellschaft Nordmedia vergibt Preise für Drehbuchideen. Viele haben ein historisches Thema

Geschichten, die in Bremen spielen oder wenigstens irgend etwas mit der Stadt zu tun haben – dafür hatte die Filmfördergesellschaft Nordmedia Preisgelder in Höhe von 17.500 Euro ausgelobt. Gestern wurden die neun siegreichen Filmideen und ihre AutorInnen vorgestellt. Auffällig war, dass diese sich entweder historische Stoffe – das Bunkersystem unter dem Marktplatz, die Zerstörung des Bremer Pulverturms – ausgesucht oder Geschichten erfunden hatten, die auch in jeder anderen Stadt hätten spielen können.

Auch in den nicht-prämierten Einsendungen sei nichts dabei gewesen, was etwa das politische oder soziale Klima Bremens zum Thema gehabt hätte, bestätigte Jochen Coldewey von der Nordmedia. Es sei aber auch nicht darum gegangen, Stoffe zu finden, die ausschließlich in Bremen spielen können. In erster Linie sei es wichtig, Bremen als Drehort interessant zu machen.

So fühlten sich nicht nur Bremer und Bremerinnen von der Ausschreibung angesprochen. Den mit 5.000 Euro dotierten Hauptpreis gewannen Tim Garde, der in Mainz und Berlin lebt, und Ferdinand Barth aus Düsseldorf für ihr Exposé „Julius Plate“. Anfangs sei weder ihnen noch Bremer Freunden etwas Bremisches eingefallen, gaben sie freimütig zu. Er sei zwar in Bremen aufgewachsen, erzählte Garde, aber für Geschichten bräuchte es Konflikte – und dafür sei Bremen nicht das Pflaster. „Das war total normal, dass sich die Junkies im Vorgarten ihren Schuss gesetzt haben, in Bremen lebt man einfach mit so etwas.“ Die zündende Idee hatte schließlich ein Freund, der täglich zur Arbeit mit der Weserfähre pendelt. Nach Gesprächen mit dem Fährmann der „Julius Plate“, der seit 30 Jahren zwischen Farge und Berne hin und her fährt, schälte sich eine Geschichte heraus. Der Film-Fährmann – laut Autoren „ein nordisch-stoischer Typ“ – versteigt sich in die Idee, auf seiner Fähre den Mörder seiner Tochter erkannt zu haben. Eine Geschichte, die gute Chancen auf eine Verfilmung hat, glaubt Nordmedia-Leiter Coldewey. Auch für Action sei gesorgt: „Es gibt sogar eine Szene mit einem Hubschrauber!“

Der zweite Preis ging an den Berliner Autoren Heiko Zupke für ein Drehbuch über zwei Arbeitslose, die sich gegenseitig helfen, ihre Arbeitslosigkeit geheim zu halten. „Das könnte auch in Stuttgart spielen“, räumte Coldewey ein. Die Bremer Informatikerin Doris Köhler nahm den dritten Preis entgegen. In ihrem Krimi trifft eine „alternativ angehauchte“ Familie auf die spießige Welt von Kleingärtnern im Rentenalter.

Eine spannende Geschichte über einen Bremer Raketenbauer hatte der Hörfunkautor Peter Meier-Hüsing bei Recherchen im Blockland ausgegraben und bekam dafür einen der fünf Preise, die nicht für Drehbuch-Exposés, sondern für „Filmideen“ vergeben wurden. Meier-Hüsing war auf ein Schwarz-Weiß-Foto gestoßen, das den Raumfahrt-Pionier Albert Püllenberg dabei zeigte, wie er in den 30er Jahren in einem Blocklander Waldstück Raketentreibstoffe testete. Von den Tests sei nichts mehr zu sehen, so der Autor, aber ein Bauer habe eine Enigma-Chiffriermaschine gefunden, die Püllenberg gehört haben muss. Eiken Bruhn

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