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manipulationenSelbsthilfe am Pharma-Tropf

Vermutet wurde es schon lange. Vereinzelt lagen auch schon Hinweise vor, dass einige Patientenselbsthilfegruppen nicht so unabhängig sind, wie sie in der Öffentlichkeit immer behaupten. Der Pharmakologe Professor Gerd Kleske vom Zentrum für Sozialpolitik an der Universität Bremen hat es jetzt in gedruckter Form vorgelegt: Die Pharmaindustrie manipuliert Selbsthilfegruppen, so lautet das auf den Punkt gebrachte Fazit seiner im Auftrag der „Selbsthilfe-Fördergemeinschaft der Ersatzkassen“ angefertigten Studie über den Einfluss der Pharmaunternehmen auf Selbsthilfegruppen. „Die Informationen, die die Patienten über Selbsthilfegruppe bekommen, sind längst nicht mehr frei von Wirtschaftsinteressen“, sagte Glaeske bei der Vorstellung der Studie. Über finanzielle Zuwendungen an die Selbsthilfegruppen versuchten Arzneimittelkonzerne, Einfluss auf den Kauf von Medikamenten zu nehmen. Für Glaeske ist es zudem eine Umgehung des Werbeverbots für rezeptpflichtige Medikamente in der Öffentlichkeit, wenn Selbsthilfe- und Patientengruppen auf Kongressen und Tagungen informiert würden. Sogar Arzneimittel, die nicht zugelassen sind, würden so beworben. Dabei sind die Mitglieder von Selbsthilfegruppen nicht nur die Anwender der beworbenen Arzneimittel. Selbsthilfegruppen sind auch hervorragende Multiplikatoren für die Pharmakonzerne. Ihre Informationsschriften werden als vermeintlich neutrale Quelle auch gern von den potenziellen Arzneimittelkunden gelesen.

WOLFGANG LÖHR

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