: „Wichtig, dass etwas passiert“
taz: Herr Brockhagen, der Flugverkehr soll in den Emissionshandel mit einbezogen werden. Das dürfte Ihnen nicht gefallen.
Dietrich Brockhagen: Wie kommen Sie denn darauf?
Weil es dann doch sinnlos ist, über Atmosfair freiwillig eine Klimaschutzabgabe zu zahlen.
Das stimmt ja nicht. Beide Instrumente ergänzen sich. Solange der Emissionshandel nicht wirklich zu weniger Treibhausgasen im Flugverkehr führt, spielen wir eine wichtige Rolle. Bei uns kann jeder selbst die Schlupflöcher im Emissionshandel schließen.
Der Emissionshandel soll doch den Ausstoß von CO 2 begrenzen.
Das wird aber kaum sofort passieren. Die Fluglinien werden wahrscheinlich über 90 Prozent ihrer Emissionszertifikate umsonst bekommen. Wie scharf das System insgesamt wirklich wird, hängt vom Willen der Politik ab, die Schrauben anzuziehen. Ich gehe davon aus, dass zunächst nur der Anstieg der Emissionen gebremst wird.
Macht das Ganze dann überhaupt Sinn? Wäre die Kerosinsteuer nicht wirkungsvoller?
Diese Debatte um die besten Instrumente bin ich leid. Seit Ende der 80er Jahre werden in der EU die verschiedensten Säue durch das Dorf getrieben. Die Diskussionen endeten bisher ohne Ergebnis. Die Kerosinsteuer ist tot, die Ticketabgabe ist von der Bundesregierung abgelehnt worden. Jetzt scheinen Bundesregierung und EU zumindest ernst mit dem Emissionshandel zu machen. Selbst wenn es schärfere Instrumente gibt – es ist doch wichtig, dass überhaupt etwas passiert.
Glauben Sie denn, dass die Politik den Airlines standhält?
Die Fluggesellschaften sind doch gar nicht geschlossen dagegen. Warum sollten sie auch? Es ist klar, dass der Flugverkehr irgendwann seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten muss. Und beim Emissionshandel bekommen sie die Zertifikate umsonst. Billiger geht es nicht.
Das bedeutet, die Ticketpreise werden nicht steigen?
Die Schätzungen liegen zwischen 0,50 und 2 Euro, die jeder Passagier zusätzlich pro Flug bezahlen muss.
Da bleibt noch Luft für eine Abgabe bei Atmosfair. Wie viele machen denn mit?
2.000 Menschen nutzen jeden Tag unseren CO2-Rechner im Internet. Tatsächlich bezahlt haben 2006 rund 7.000 Fluggäste. Aber bisher sind wir ja auch noch nicht über die großen Veranstalter buchbar. Wir erwarten, dass wir im kommenden Jahr Kooperationen mit einigen von diesen anbieten können. Wenn man auf deren Seiten dann einfach mit einem Klick den Atmosfair-Beitrag mitbezahlen kann, wird die Zahl der Nutzer steigen.
INTERVIEW: STEPHAN KOSCH
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