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Die Mauerer an der Mauer müssen weg

BERNAUER STRASSE

Natürlich ginge es zu weit zu behaupten, die Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße bleibe ein Torso – nur weil ein knapp 50 Meter langer Abschnitt, der sich noch im Privatbesitz befindet, nicht nutzbar ist. Sicher, die Besucher müssen einen Umweg um die gesperrten Gartenflächen machen. Aber im Verhältnis zu der 1,4 Kilometer langen Gedenkmeile nehmen sich 50 Meter bescheiden aus.

Gemessen an der Erfolgsgeschichte der Gedenkstätte, die sich seit 2009 schrittweise vom Nordbahnhof bis zum Mauerpark geweitet hat, und an der in dieser Woche der letzte Bauabschnitt begann, fallen die „Problemstellen“ zudem wenig ins Gewicht. Mit rund 100 Grundstückseigentümern an der Bernauer Straße konnte die Stiftung Berliner Mauer – nach harten Verhandlungsrunden – eine Einigung erzielen und die Flächen erwerben. Der Bau der Gedenkstätte ist außerdem im Kostenplan, 27 Millionen Euro wurden insgesamt investiert. Und das Ausstellungskonzept ist ein Renner: 850.000 Besucher stürmten 2013 das Gelände entlang des einstigen Postenwegs. Zum 25. Jahrestag des Mauerfalls, am 9. November 2014, ist das Open-Air-Areal fertig. So what?

Es bleibt gleichwohl richtig, dass Axel Klausmeier, Direktor der Stiftung, weiter das Gespräch mit den drei Eigentümern sucht, die blockieren. Und es ist auch richtig, mit welchen Argumenten er die gesperrten Flächen als unverzichtbare Bestandteile des Gedenkkonzepts auflädt: Es geht dabei weniger um Längenmaße und Umwege – sondern darum, dass die Bernauer Straße symptomatisch für das Erinnern an die Geschichte des geteilten Berlins, für Tod und Freiheit steht. Die Bernauer Straße symbolisiert ein Stück Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts. Ein solches Stück Weltgedächtnis kann nicht privat perforiert bleiben. Schon moralisch wären die Eigentümer gut beraten, sich diesem Weg zu öffnen.

Dass die Stiftung und das Land Berlin auf Enteignungen verzichtet haben, hat manche gewundert. Trotzdem war diese Entscheidung sinnvoll, nun sind die „Mauerer“ in der Pflicht. Das kratzt manchmal mehr als eine Räumung. ROLF LAUTENSCHLÄGER

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