SPANIEN: DIE SEPERATISTEN DER ETA KOPIEREN DIE STRATEGIE DER IRA
: Bomben zum Frieden

Es kam wie es kommen musste, wenn auch schneller als erwartet. Die baskische Separatistenorganisation ETA meldete sich zum Jahresende mit einem schweren Anschlag zurück und bringt Spaniens Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero in Schwierigkeiten. Verhandelte er doch mit ETA – ohne Unterstützung der größten Oppositionskraft, der konservativen Volkspartei (PP).

Für die PP-Politiker ist der Anschlag ein guter Anlass, um ihre Kritik an Zapatero zu verstärken. Damit dürften sie bei der spanischen Bevölkerung auf mehr Zustimmung stoßen als Zapatero, der auch jetzt, nach der Bombe von Madrid, nur unzweideutige Worte findet. Zudem setzt er den Friedensprozess nur aus. Damit lässt sich Zapatero weiter auf das gefährliche Spiel der ETA ein. Denn die wird auch in Zukunft zur Gewalt greifen, wenn die Regierung ihre Forderungen nicht erfüllt.

Es reicht ein Blick nach Nordirland, um zu sehen, wie sich ETA den Friedensprozess vorstellt. In den letzten Jahren sprachen die Ideologen aus ETA immer wieder von einer Ulsterisierung des Baskenlandes. Die spanische Nordregion sei besetzt wie die Nordprovinzen Irlands. Wer sich nicht mit dem baskischen Nationalismus identifiziert, ist in Augen der baskischen Radikalen ein Unionist. Ein Blick in ein Geschichtsbuch zeigt, wie unhaltbar diese Analyse ist. Doch das stört ETA nicht weiter.

Jetzt soll auch der Friedensprozess dem Vorbild Irlands folgen, Bombenanschläge in der Hauptstadt inbegriffen. Die IRA unterbrach den Dialog mit London in den Jahren von 1994 bis 1998 zweimal, bis es endlich am Karfreitag 1998 zu einer Einigung kam. Zapatero scheint sich dieser möglichen Parallele bewusst zu sein. Wenn er jetzt den Friedensprozess nicht beendet, sondern nur aussetzt, dann setzt er wohl darauf, dass auch für die baskischen Separatisten letztlich ein Karfreitag kommen wird. Bleibt nur die Frage an ETA und an Zapatero, wie eine solche Einigung aussehen soll. Denn wer die Autonomieregelung für Nordirland kennt, weiß, dass die spanischen Basken bereits heute weit mehr Rechte genießen, als für Nordiren überhaupt vorgesehen sind. REINER WANDLER