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Handeln lohnt sich

Betriebliche Tarifpolitik kann Jobs retten: In Wilhelmshaven verhindert die IG Metall eine Abwicklung

Dass neue Formen der betrieblichen Tarifpolitik auch Jobs retten können, wenn die Gewerkschaften ihr Repertoire ausschöpfen, hat einmal mehr die IG Metall Küste gezeigt. Erst kurz vor Weihnachten gelang es der Gewerkschaft, im strukturschwachen Wilhelmshaven die Schließung des Unternehmens Initial Textil Service mit 67 Beschäftigen zu verhindern.

Der Servicebetrieb für Berufskleidung gehört zum weltweit operierenden Rentokil-Konzern, der 90.000 Menschen in 40 Ländern beschäftigt und mit einem Börsenwert von knapp vier Milliarden Euro notiert ist. Die Umsatzerlöse allein der ITS-Gruppe belaufen sich auf 76 Millionen Euro, dabei erwirtschaftete die Firmengruppe 2005 einen Gewinn von 6,5 Millionen Euro und eine Rendite von 19 Prozent.

Im vorigen August kündigte die Konzernzentrale Rentokil Initial an, im Zuge einer Neuausrichtung den Betrieb in Wilhelmshaven zu schließen. Obwohl der Betriebsrat in den Interessenausgleichsverhandlungen Alternativen aufzeigte, beharrten die ITS-Bosse auf der Abwicklung.

Genau da setzte das Instrumentarium der IG Metall an. Sie stellte parallel die Forderung nach einem Sozialtarifvertrag. Die Eckpunkte: Abfindungen in Höhe eines 1,5-fachen Bruttomonatsentgeldes pro Beschäftigungsjahr, Finanzierung einer Transfergesellschaft für 12 Monate und Bereitstellung eines Härtefallfonds von 500.000 Euro. Im Gegensatz zum Betriebsrat kann eine Gewerkschaft zur Durchsetzung der Forderungen zum Arbeitskampf aufrufen. Mitte Dezember forderte die IG Metall zur Urabstimmung auf. Damit wäre die Produktion sofort zum Erliegen gekommen – und die Erfüllung der Tarifforderungen teurer als geplant geworden. Der Konzern lenkte in letzter Minute ein und gab – zumindest für ein Jahr – eine Beschäftigungs- und Standortgarantie ab. In dieser Zeit soll ernsthaft über Alternativen und Investitionen nachgedacht werden.

Ein Phänomen, das nicht einzigartig ist. So setzte die Belegschaft des Motoraggregate-Herstellers Nier in Hohenlockstedt bei Itzehoe Ende 2005 trotz Insolvenz einen Sozialtarifvertrag durch, auch hier unter Androhung von Streik. Das Ergebnis: Nur die Hälfte der 150 geplanten Entlassungen wurden durchgeführt, die Betroffenen wurden in eine Transfergesellschaft übernommen. Inzwischen ist der Betrieb gerettet, die arbeitssuchenden Mitarbeiter aus der Transfergesellschaft sind weitgehend auf den ersten Arbeitsmarkt vermittelt worden und müssen sich nicht arbeitslos melden.

„Angriff ist die beste Verteidigung“, sagt dazu Uwe Zabel, der an beiden Orten für die IG Metall Küste die Verhandlungen führte. „Es lohnt sich, auch in der Krise zu kämpfen.“ KAI VON APPEN

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