: Grausames Gemetzel in Tessin
Obduktionsbericht: Eheleute in Mecklenburg-Vorpommern brutal niedergestochen
SCHWERIN taz ■ Das Tatmotiv für die Tötungen von Tessin ist noch nicht erkennbar. Am Samstagabend erstachen zwei 17-Jährige in dem Ort bei Boizenburg ein Ehepaar. Noch in der Nacht stellten die Polizei die zwei Gymnasiasten. „Die Aussagen der Schüler haben kein nachvollziehbares Motiv erkennen lassen“, sagt der Schweriner Oberstaatsanwalt Hans-Christian Pick. Sie klingen „so abenteuerlich“, sagt Pick, dass sie „noch genau überprüft werden müssen“. Vermutet wird, dass die beiden das Auto des Ehepaars stehlen wollten.
Um 22 Uhr waren die Täter zum Haus der Familie in dem kleinen mecklenburgischen Ort gekommen. An der Tür stachen sie ohne Warnung sofort auf den 46-jährigen Mann ein. Im Haus griffen sie die 41-jährige Ehefrau mit Messern an. Der 16-jährige Sohn verbarrikadierte sich im Wohnzimmer. Der Jugendliche rief die Polizei. „Mit mehreren Stichen in Kopf und Rumpf töten die beiden das Ehepaar“, hebt Pick hervor. Der Obduktionsbericht zeige, dass sie „äußerst brutal“ vorgegangen seien. Im Schuppen der Familie hatten die Täter zuvor ein 17-jähriges Mädchen aus dem Dorf gefesselt und geknebelt. „Die drei haben zuvor mehrere Stunden gemeinsam verbracht“, so Pick. In welcher Beziehung sie zueinander stehen, sei aber noch unklar. Als die Täter merkten, dass die Polizei nahte, nahmen sie das Mädchen als Geisel und versuchten mit dem Auto der Überfallenen zu fliehen. Nach wenigen Metern rammten sie aber ein parkendes Auto. Umstellt von der Polizei, gaben sie etwa um 23.30 Uhr auf. Das Mädchen blieb unverletzt.
Noch am Sonntagabend hatte das Amtsgericht Hagenow Haftbefehl gegen die Gymnasiasten erlassen. Ihnen wird Totschlag, Geiselnahme und schwerer Diebstahl vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft geht dagegen von Mord aus. Das Verbrechen gaben die Jugendlichen weitgehend zu.
Nach der Tat sind die Tessiner erschüttert. Ein Täter kommt aus der Gemeinde, der andere aus einem Nachbarort. Die Bürgermeisterin Gertrud Geistlinger berichtete dem Sender N24, dass einer der Täter mit dem Sohn der Opfer befreundet gewesen sei. Daher könne sie sich „die Tat nicht erklären.“ A. SPEIT
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen