GEORG BALTISSEN ÜBER DIE PROPAGANDA UM DIE KÄMPFE IN GAZA: Der bagatellisierte Krieg
Natürlich geht es in jedem Krieg nicht nur auf den Schlachtfeldern hoch her, sondern auch an den ideologischen Fronten. Im dritten Gaza-Krieg innerhalb von fünf Jahren wird dabei in Deutschland der Vorwurf des Antisemitismus erhoben, Zustände wie 1938 seien eingetreten, beklagen jüdische und israelische Vertreter. Das sei ein lächerlicher Vorwurf angesichts der vielfachen israelischen Morde an der Zivilbevölkerung in Gaza, kontern empörte Muslime und Araber.
Es ist absehbar, dass die israelische Seite diese Propagandaschlacht längst verloren hat. Der Tod von Zivilisten wie der vier palästinensischen Jungen am Strand von Gaza oder der deutschen Familie in einem Hochhaus in Gaza-Stadt lassen die israelische Propaganda ins Leere laufen. Die Empörung über die antisemitischen Hasssprüche von Migranten oder Muslimen wie „Juden“ seien „feige Schweine“ kann dahinter nur verblassen, wie widerlich sie auch sein mögen. Verborgen bleibt auch nicht, dass jüdische oder israelische Vertreter über rechte Hassparolen in Israel wie „Tod den Arabern“ oder das Beklatschen der Bombardierung Gazas gern den Mantel des Schweigens breiten.
Verlogen sind auch all jene deutschen PolitikerInnen, die jetzt so tun, als seien Hetzparolen auf deutschen Straßen schlimmer als der hundertfache Tod unschuldiger Menschen im Gazastreifen. Damit wird das tatsächliche Kriegsgeschehen bagatellisiert. Die Art und Weise, wie dieser Krieg geführt wird, ist weder unausweichlich noch tragisch. Sie ist gewollt – von Israel wie von der Hamas. Aber die unterlegene Seite in diesem Krieg ist die Zivilbevölkerung in Gaza. Sie wird den Preis dafür bezahlen, dass auch dieser blutige Waffengang keine Lösung gebracht hat. Die Ideologen können also in ihren hiesigen Schützengräben bleiben.
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