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„Gucken, wo gerade Platz ist“

FLÜCHTLINGE II In einer Unterkunft in Marienfelde münden religiöse Konflikte in eine Massenschlägerei. Vorbeugende Maßnahmen bei der Belegung sind aber kaum umsetzbar, sagt Claudia Schütz vom Lageso

Claudia Schütz

■ ist Leiterin der Abteilung Soziales im Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales.

taz: Frau Schütz, in der Flüchtlingsunterkunft in Marienfelde gab es in der vergangenen Woche eine Massenschlägerei. Wie haben Sie darauf reagiert?

Claudia Schütz: In den drei Jahren, die ich hier arbeite, habe ich so etwas noch nicht erlebt. Wir haben den Wachschutz erhöht und Gespräche mit der Heimleiterin begonnen. Und dann werden wir sehen, ob es einen höheren Bedarf an Sozialarbeitern gibt. In der Regel wünschen sich die Bewohner mehr Wachschutz.

Offenbar haben religiöse und politische Konflikte zu der Eskalation beigetragen. Spielen diese Hintergründe der Geflüchteten bei deren Verteilung in die Unterkünfte eine Rolle?

Die vorsprechenden Flüchtlinge bekommen im Lageso oder in der Einrichtung eine Sozialberatung, dabei werden auch Wünsche nach Unterkünften geäußert, denen versuchen wir nachzukommen. Aktuell ist das aber kaum möglich, weil wir überbelegt sind. Wir können eigentlich nur gucken, wo gerade Platz ist. Und wir versuchen dafür zu sorgen, dass Familien zusammenbleiben können.

Wie beugen Sie der Gefahr vor, dass es aufgrund globaler Konflikte Streit in den Unterkünften geben kann?

Ich habe den Eindruck, dass die Sozialbetreuer in den Unterkünften ein großes Gespür und eine große Empathie für diese Themen haben. Besonders in den Erstaufnahmeeinrichtungen gibt es ein großes Bewusstsein dafür, aus welchen Krisenregionen die Menschen kommen. Und dann geben die uns durchaus Hinweise darauf, wo eine bestimmte Person untergebracht werden sollte. Aber einen geordneten Prozess, der sich an diesen Fragen ausrichtet, können wir wegen der Platzknappheit nicht machen.

Sie sagten, dass Marienfelde ein Einzelfall war. Welche Konflikte treten gewöhnlich auf?

Bei Konflikten in Unterkünften geht es meist um häusliche Gewalt. Wir sprechen dann Hausverbote und Platzverweise aus und bringen Menschen in anderen Einrichtungen unter. Das ist auch in Marienfelde passiert. Weil wir nicht in der Lage sind, ein Polster an freien Plätzen vorzuhalten, hat eine Umverteilung große Konsequenzen. Mitunter muss eine Familie umziehen, damit ein Mensch, der ein Hausverbot bekommen hat, woanders untergebracht werden kann. Für Familien mit Kindern, die in den Kindergarten oder die Schule gehen, heißt das dann, dass sie aus der Umgebung rausgerissen werden. INTERVIEW: HILKE RUSCH

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