piwik no script img

Geschlechterdemokratie à la WASGMännerbund mit Nachholbedarf

Der Weg zu der erhofften neuen ausstrahlungskräftigen linken Partei ist steinig. Geschlossen wie selten und geradezu routiniert versuchte die nordrhein-westfälische WASG am Samstag in Gladbeck ihrer Fusion mit der Linkspartei entgegen zu schreiten – und stolperte dennoch: Wenn es denn da nur nicht dieses blöde Problem mit den Frauen gäbe!

KOMMENTAR VON PASCAL BEUCKER

Von der ursprünglichen Zeitplanung her hätte die Konferenz schon beendet sein müssen, da rief die Tagesleitung noch den Antrag des Kreisverbandes Borken zur „Geschlechterdemokratie“ auf. Quotierte Redelisten? Ein Frauenplenum auf Konferenzen? Mindestens die Hälfte aller Gremien- und Mandatsplätze für Frauen? Soviel „Frauen-Begünstigungspolitik“, wie von den Verhandlungskommissionen von WASG und Linkspartei für die anvisierte gemeinsame Partei vereinbart, ging den Antragstellern zu weit. Schließlich verletzten solche Sonderrechte „grundsätzlich das Prinzip ,Ein-Mensch-Eine-Stimme‘“ und es würde sie ja auch „nicht für Männer, jüngere Mitglieder, ältere Mitglieder oder Hartz IV-Empfänger“ geben. Das überzeugte eine deutliche Mehrheit der versammelten 106 Männer und 31 Frauen.

Der Beschluss wird folgenlos bleiben. Da sorgt schon die Linkspartei für. Schließlich hat die frühere PDS längst begriffen, dass die Ablehnung, auch durch strukturelle Regelungen die Partizipation von Frauen zu erhöhen, mit einem emanzipatorischen Anspruch gänzlich unverträglich ist. Im Gegensatz zur mehrheitlich traditionssozialdemokratischen und männerbündischen WASG, die noch einen gehörigen feministischen Nachholbedarf hat. Dabei soll den altlinken Herren in der neuen Partei gar nicht mal soviel abverlangt werden. Denn die paar Satzungspflöcke, die eingerammt werden sollen, sind nicht besonders originell: Sie bleiben immer noch hinter jenen bis heute geltenden Normen zurück, die sich die Grünen bei ihrer Gründung setzten. Vor mehr als einem Vierteljahrhundert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen