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Hickhack um Halle in Horn

FLÜCHTLINGE Dass Flüchtlinge in der Sporthalle am Horner Bad untergebracht werden sollen, sorgt für Unmut. Derweil rudert das Sozialressort zurück: Über die Halle sei noch gar nicht entschieden

„Es ist für die Vereine schwierig, andere Hallen zu finden, und kaum möglich, die wichtigen Badminton-Punktspiele woanders durchzuführen“

Dirk Porthun (CDU), Beirat Horn-Lehe

Seit der Senat beschlossen hat, Flüchtlinge zur Not auch in Turnhallen unterzubringen, tobt in Bremen eine Diskussion. „Was die Aufnahme an Flüchtlingen betrifft, so ist nun das Ende der Fahnenstange erreicht“, kommentiert etwa der User „Michael Türk“ auf der Facebook-Seite des Weser-Report. Und: „Es kann/darf nicht sein, dass Sportvereine ihren Betrieb runterfahren oder sogar einstellen müssen ... Es ist beruhigend, dass sich trotz der Gefahr, als Nazi bezeichnet zu werden, Widerstand regt.“

Mit seiner Meinung steht der Kommentator nicht allein – 33 „Likes“ bekam er bis gestern. Er folgt damit dem Bremer Landessportbund (LSB), der den „Vereins- und Verbandssport existentiell bedroht“ sieht (taz berichtete) sowie Fred Siegert, Geschäftsführer des TV Eiche Horn. Der erklärte, aufgrund des Plans, die Turnhalle am Horner Bad als Flüchtlingsunterkunft zu verwenden, werde „sehenden Auges einer schlechten Stimmung der verdrängten Sportler/innen gegenüber den Flüchtlingen Vorschub geleistet, wo diese doch eigentlich auf die Solidarität aller angewiesen sind.“

Von den Sportvereinen kommt diese Solidarität freilich nicht. Auch nicht von Dirk Porthun (CDU), dem stellvertretenden Beiratssprecher von Horn-Lehe. Er schließe sich Siegert an, sagte er auf Anfrage der taz: „Es ist für die Vereine schwierig, andere Hallen zu finden, und kaum möglich, die wichtigen Badminton-Punktspiele woanders durchzuführen.“ Auch sei die Umnutzung der Halle nicht mit dem Beirat besprochen worden.

Letzteres bestätigt Bernd Schneider, Sprecher der Sozialbehörde, „und deswegen soll das auch noch geschehen“. Keineswegs nämlich sei eine Flüchtlingsunterkunft in der Horner Halle bereits beschlossen. Mit der Bildungsbehörde – die Halle wird auch für den Schulsport genutzt – und mit den Vereinen müsse die Sachlage ebenfalls noch besprochen werden.

Am vergangenen Freitag hieß es beim Sozialressort aber noch: Die Halle werde umfunktioniert, in die Entscheidung sei die Uni als Besitzerin sowie der Horner Beirat eingebunden gewesen. Und in einer Mail der Sozialsenatorin an die Uni heißt es: „In der Halle sollen demnächst in meinem Namen zügig Herrichtungsarbeiten für die Flüchtlings-Unterbringung beginnen.“

Nun rudert die Behörde zurück – kein Wunder, dass Verwirrung herrscht in Horn-Lehe. Dass das Wohl von Sportvereinen allerdings höher zu wiegen scheint als das Wohl geflüchteter Menschen, stiftet wiederum Verwirrung bei Facebook: „Ich finde man sollte die vielen vielen Rassisten in Turnhallen sperren, dann haben wir mehr leere Wohnungen für die Flüchtlinge“, schreibt User „Rumpel Stielzchen“ auf der Facebook-Seite des Weser-Report – dafür gab es allerdings nur einen „Daumen hoch“.  SCHN

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