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Sprachmächtige Verhandlerin

Malmström steht für eine eher unkritische Haltung zum Freihandelsabkommen TTIP

Mit der – erneuten – Nominierung von Cecilia Malmström hatte Schweden an einer Tradition festgehalten: Man stellte bisher nur weibliches Personal für die EU-Kommission. Und wenn ihr nach dem wichtigen Kommissionsposten für Innenpolitik, den sie seit 2010 verwaltete, nun wieder ein schwergewichtigen Ressort übertragen wird, dann sahen schwedische Medien das am Mittwoch auch als „Belohnung“ für Stockholms Bemühen um eine bessere Frauenquote. Nun soll sie eine von nur neun Frauen in der EU-Kommission werden.

Zwar wäre sie am liebsten weiterhin für Asyl- und Migrationsfragen zuständig geblieben – das hatte die promovierte Staatswissenschaftlerin in mehreren Vorabinterviews erklärt –, doch natürlich zeigte sich sich nun in einer Presserklärung „geehrt“, die Verantwortung für Handelsfragen übernehmen zu dürfen: „Der Handel spielt eine entscheidende Rolle bei Europas wirtschaftlicher Erholung und ist ein Eckstein für das Wachstum.“

Glaubt man aus ihrem Statement – „wir haben viel zu gewinnen, wenn wir Mauern einreisen und neue Märkte öffnen“ – eine eher unkritische Haltung zu TTIP, dem umstrittenen Freihandelsabkommen mit den USA, herauslesen zu können, liegt man sicher nicht falsch. Ihre politische Heimat ist die rechtsliberale und marktfreundliche Volkspartei, in deren Präsidium sie seit 1997 sitzt. Als EU-Parlamentarierin hatte sie sich zwischen 1999 und 2006 vor allem mit Außen- und Sicherheitspolitik beschäftigt und eine Unterschriftensammlung gegen den Umzugszirkus des Parlaments zwischen Brüssel und Straßburg initiiert. Bevor sie 2010 EU-Kommissarin wurde und sich wegen ihrer Befürwortung von Internetsperren den Spitznamen „Censilia“ einhandelte – den sie unter Hinweis auf ihren „lebenslangen Kampf für Meinungsfreiheit“ gar nicht mag – war sie schwedische Europaministerin.

Die 46-Jährige ist verheiratet, Mutter 11-jähriger Zwillinge, engagiert sich privat in einer antirassistischen Stiftung und spricht sechs Sprachen. Dass sie und nicht etwa Günther Oettinger das Handelsressort bekam, habe auch mit ihren perfekten Englischkenntnissen zu tun, vermutet Marco Incerti vom Center for European Policy Studies: Sprachliche Feinheiten könnten bei den TTIP-Verhandlungen eine große Rolle spielen, „und Oettingers Englisch finden ja manche nicht ganz ausreichend“.

REINHARD WOLFF

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