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„Frauen müssen protestieren“

VORTRAG Eine Historikerin und eine Sängerin sind zu „Frau in der globalisierten Welt“ zu hören

Barbara Duden

■ 69, ist eine deutsche Historikerin, Soziologin und Medizinhistorikerin. Sie lehrt an der Leibniz Universität in Hannover.

taz: Sie reden heute über „Alphaweibchen oder Trümmerfrauen der Strukturanpassung“ – wer soll das sein?

Barbara Duden: Es geht um den Umbau in Wirtschaft und Gesellschaft. Was bedeutet der für Frauen? Auf der einen Seite gibt es die vermeintliche rechtliche Gleichstellung, auf der anderen Seite die realen Probleme vieler Frauen im Berufsleben.

Welche sind das konkret?

Die Behauptung, dass Frauen auf dem Arbeitsmarkt gleichgestellt seien, ist Blödsinn. Viele Frauen arbeiten im deregulierten und flexibilisierten Dienstleistungssektor. Da kommen sie letztlich auf keinen grünen Zweig. Sie leben oftmals in Abhängigkeit, Unsicherheit und auch Unterbeschäftigung. Außerdem verdienen Frauen immer noch sehr viel weniger als Männer und sie sind nach wie vor oft von einem Ernährer abhängig. Dieser Dienstleistungssektor weächst immer weiter. Gleichzeitig werden soziale Leistungen, etwa bei der Pflege kranker Angehöriger,vom Staat beschnitte. Es ist erschreckend, wie viel häusliche Arbeit Frauen leisten, ohne dafür bezahlt zu werden. Das taucht keiner Statistik auf. Die Belastung von Frauen ist heute so groß wie nie.

Was schlagen Sie denn vor, um diese Probleme lösen?

Im Dienstleistungssektor gibt es große Konkurrenzkämpfe. Gewerkschaften können dort aber nur sehr selten tätig sein. Frauen müssen gegen diese Zustände protestieren. Dazu müssen sie die Politik analysieren und untersuchen. Allerdings fehlt ein Forum, eine öffentliche Debatte, in der sie ihre Situation anklagen könnten. Das müssen die Frauen herstellen.

Heute Abend wird aber nicht nur gesprochen...

Nein. Es wird gewissermaßen ein Duett mit Sandra Mangini sein. Sie wird a capella alte Arbeiterinnen-, Liebes- und Frauenlieder singen.

Interview: Lisa Städtler

20 Uhr, Villa Ichon

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