heute in bremen: Die Ethnisierung der sozialen Frage
Die DGB-Jugend diskutiert „Strategien gegen Rechts“
taz: Die Tendenz zu rechtsextremen Einstellungen ist unter Gewerkschaftsmitgliedern genauso verbreitet wie in der allgemeinen Bevölkerung, sagt eine aktuelle Studie der FU Berlin. Überrascht Sie das?
Hans-Peter Killguss, „Mach meinen Kumpel nicht an e.V.“: Nein. Kleinere Untersuchungen sind zuvor schon zu ähnlichen Ergebnissen gekommen – fast 20 Prozent der Bevölkerung, ob gewerkschaftlich organisiert oder nicht, sind für solche Einstellungen anfällig. Besonders erschreckend ist allerdings, dass sie in der gewerkschaftlichen Mittelschicht, zum Beispiel bei Facharbeitern, noch etwas verbreiteter sind. Und aus der rekrutiert sich der Funktionärsnachwuchs.
Wie kann der DGB effektiv gegensteuern?
Gewerkschaften sollten sich vor einer Ethnisierung der sozialen Frage hüten. Wichtig ist, dass sie für die Gleichberechtigung migrantischer Arbeitnehmer eintreten. Wenn man hingegen einen Begriff wie „Schmutzkonkurrenz“ verwendet, bedient das rechtspopulistische Unterströmungen. Darüber hinaus kommt es darauf an, dass Migranten angemessen in den Gewerkschaftsgremien repräsentiert sind.
Welche produktiven Praxisbeispiele bringen Sie mit?
Zum Beispiel eine Betriebsvereinbarung der Stadt München. Da ist festgelegt, dass alle Azubis Weiterbildungen zum Thema Diskriminierung machen. Sie lernen dort auch die Perspektive von Migranten bei ihren Amtsgängen kennen.
INTERVIEW: HB
„Aktiv gegen Rechts: Beispiele aus Betrieben und Berufsschulen“: 19 Uhr im Gewerkschaftshaus, Bahnhofsplatz 22
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