: Teilprivatisierung wahrscheinlich
SANIERUNG Die Landtags-Parteien beraten über die Zukunft des Uniklinikums Schleswig-Holstein
Die Gebäude des Uniklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) sind marode, 700 Millionen Euro soll ihre Sanierung kosten – eine Summe, die das hochverschuldete Schleswig-Holstein nicht aufbringen kann. Deshalb berät jetzt der Landtag in Kiel, wie der Investitionsstau am besten behoben werden kann.
Wissenschaftsminister Jost de Jager (CDU) hatte am Donnerstag die Ergebnisse eines Markterkundungsverfahrens vorgestellt, das von Februar bis April lief. 17 Interessenten haben unterschiedliche Konzepte für das UKSH eingereicht. Unter den Landtags-Parteien, auch denen der Opposition, zeichnet sich jetzt ein Konsens ab: Sie favorisieren eine Teilprivatisierung des Klinikums.
Dieses Modell sieht vor, die UKSH-Gebäude zu sanieren oder abzureißen und dafür Neubauten zu errichten. Finanziert würde das von Privatinvestoren, an die das Klinikum Miete zu zahlen hätte, die Krankenversorgung bliebe in öffentlicher Hand. Die Mietkosten müsste das UKSH, das etwa 10.500 Mitarbeiter beschäftigt, selbst erwirtschaften. Bisher sitzt es auf 120 Millionen Schulden. Durch die Versorgung der Ehec-Kranken musste die Klinik nach Angaben des Leiters Jens Scholz pro Patient und Tag einen weiteren Verlust von 1.400 Euro hinnehmen. „Die Personalkosten stiegen in die Höhe und die Behandlungskosten waren nicht voll abgedeckt“, sagt Kliniksprecher Oliver Grieve. Die Ehec-Welle habe aber gerade gezeigt, wie wichtig das UKSH als einziger Maximalversorger im Norden sei. Scholz spricht sich für eine Teilprivatisierung aus.
Andere Modelle sehen vor, die Standorte des Klinikums, Kiel und Lübeck, zu defusionieren, also zu trennen. Dann müssten für beide Standorte getrennte Ausschreibungen erfolgen. Oder das UKSH würde ganz privatisiert. Dem widerspricht aber der Tarifvertrag, der bis 2015 eine vollständige Privatisierung ausschließt. Eine Richtungsentscheidung will das Kabinett nach der Sommerpause im August fällen. EMILIA SMECHOWSKI
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