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KATAJUN AMIRPUR, BALD ISLAM-PROFESSORIN IN HAMBURGDie Aufklärerin

Katajun Amirpur

■ 40, ist Islamwissenschaftlerin und Journalistin. Zurzeit lehrt sie an der Uni Zürich, ab dem Wintersemester ist sie in Hamburg. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Köln.

Katajun Amirpur klingt so, als haben sie den Ruf an die Uni Hamburg gar nicht ablehnen können: „Ich kann dazu beitragen, dass der gelebte Islam deutlich offener, toleranter, reform-orientierter wird“, sagt die Islamwissenschaftlerin. Das sei sehr spannend, sagt die Schiitin.

Mit dem Beginn des Wintersemesters wird sie eine neu geschaffene Professur übernehmen: „ Islamische Studien und Theologie“ an der Akademie der Weltreligionen. Bei Amirpur werden dann auch angehende Religionslehrer Hintergründe zum Islam studieren können. In Hamburg gibt es seit den 1960-ern das Modell des „Religionsunterrichts für alle“ – Schüler verschiedener Konfessionen lernen gemeinsam.

Amirpur ist ein Multikulti-Kind: Ihr Vater stammt aus dem Iran, ihre Mutter aus Deutschland, wo sie auch aufwuchs. Sie habe kein Problem mit diesen zwei Identitäten. „Ich bin so aufgewachsen, dass ich mir aus beiden Kulturen das Schöne raussuchen konnte“, sagt sie. „Mir wurde das Leben mit Doppelidentität als Bereicherung präsentiert, ich habe das als Bereicherung wahrgenommen.“ Zwar sei sie sehr viel stärker deutsch sozialisiert, ihr gehe aber das Herz auf, wenn sie Persisch höre und sie genieße persisches Essen. „Ich bin mir aber im Klaren darüber, dass viele Leute mit Doppelidentitäten große Schwierigkeiten haben“, sagt sie. Nur beim Fußball gerate sie in einen Identitätskonflikt, wenn Deutschland gegen den Iran spielt. Im Zweifel halte sie zu den Außenseitern.

Amirpur lebt mit ihren zwei Kindern und ihrem Mann, dem Orientalisten und Schriftsteller Navid Kermani in Köln. Ihre Tochter hat dort Islam-Unterricht an der Schule erhalten. Das Modell hat Amirpur nicht überzeugt, da die Muslime einer Schulklasse verschiedenen Zweigen der Religion angehörten. „Ein sunnitischer Lehrer kann meine schiitische Tochter nicht im Glauben unterweisen“, sagt sie. Daher sei das Hamburger Modell sinnvoller.

Amirpur arbeitet auch als freie Journalistin. Sie schreibt für die Zeit, die Süddeutsche und die taz über den Iran und den Islam; sie mischt sich in die Integrationsdebatte ein und wirbt für mehr gegenseitigen Respekt in Deutschland. Die 40-Jährige arbeitet zur Zeit an der Universität Zürich. Ihr Thema dort: Iranische Intellektuellengeschichte. Ihr Spezialfeld ist die Reformtheologie.

In das Heimatland ihres Vaters reiste sie zuletzt vor zwei Jahren. Wann die nächste Reise sie dorthin führt, ist unklar: „Aufgrund der politische Umstände wäre es jetzt schwierig dorthin zu fahren.“ Die Lage im Iran macht ihr Sorgen: „Die Menschenrechts-Situation ist dramatisch“. DANIEL KUMMETZ

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