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ANNE FROMM ÜBER DIE ENTLASSUNGEN BEI „BRIGITTE“House of Cards

Ein „House of content“ möchte Gruner + Jahr sein. Wie wichtig der Verlagsspitze die Leute sind, die diesen „Content“ produzieren, beweist die neueste Nachricht aus dem Haus: Gruner + Jahr entlässt alle TextredakteurInnen der Brigitte. Elf der insgesamt 71 Angestellten müssen gehen.

Das interne Papier zu den Kündigungen liest sich wie der blanke Hohn: von „einem „agilen, kreativen und flexiblen Kompetenzteam“, das die Zeitschrift in Zukunft „denken und produzieren“ soll, ist da die Rede. Die Texte werden von freien AutorInnen kommen, das bringe „Vielfalt und Potenzial von außen rein“.

Die Kündigungen seien „betriebsbedingt“, heißt es in dem Papier. Dabei geht es der Brigitte gar nicht so schlecht. Nach dem Stern ist sie immer noch die zweitwichtigste Publikation des Verlags. Mit den Glanzzeiten der 1970er Jahre können diese Zahlen nicht mithalten: Damals verkaufte sich die Brigitte rund 1,5 Millionen mal. Reportagen zu Frauenthemen, Porträts und Interviews mit starken Frauen waren die Kernkompetenz des Heftes. Die ist in den letzten Jahren immer mehr verloren gegangen. Zwischen Modestrecken, Styling- und Kulturtipps, Rezept- und Einrichtungsideen findet man kaum noch anspruchsvolle Texte. Das mag daran liegen, dass „Frauenthemen“ längst auch in anderen Magazinen stattfinden. Das liegt aber auch daran, dass Brigitte schon bisher dünn besetzt war. Schon jetzt kommen zwei Drittel der Texte von freien AutorInnen.

Und trotzdem braucht es eine feste Redaktion, die Themen entwickelt, Ideen spinnt, Schwerpunkte setzt und an Texten feilt. Das wird das „Kompetenzteam“, und mag es noch so „agil“ sein, nicht leisten können. Die Kündigung der TextredakteurInnen wird aus dem ehemals wichtigsten Frauenmagazin ein Werbeblättchen machen. Ein „House of Content“ stellen sich viele LeserInnen aber anders vor.

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