piwik no script img

Wenn Reeder über Umwelt reden

Deutscher Seeschifffahrtstag fordert verbesserten Schutz für Meere und Küsten. Ökologie und Wettbewerbsfähigkeit dürften sich nicht gegenseitig ausschließen

Nun hat auch Deutschlands maritime Wirtschaft die Ökologie entdeckt. Einen stärkeren Schutz der Meere und Küsten vor Umweltverschmutzung forderte gestern der Deutsche Seeschifffahrtstag auf seiner Tagung in Emden. „Die Schutzmaßnahmen müssen weiter vorangetrieben werden, um Emissionen einzudämmen“, sagte Peter Ehlers vom Vorstand des Deutschen Nautischen Vereins. Dabei müsse es aber eine „Interessenabwägung zwischen ökologischen und ökonomischen Faktoren“ geben. Dafür müssten auf europäischer Ebene „Bewertungskriterien“ entwickelt werden, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden: „Hier müssen Qualitätsziele entwickelt werden.“

„Umweltschutz und Wettbewerbsfähigkeit schließen sich nicht aus“, sagte Professor Jens-Uwe Schröder von der World Maritime University im schwedischen Malmö. Die Schifffahrt sei zwar eine der ökologischsten Transportformen, doch die technischen Möglichkeiten seien noch längst nicht ausgereizt. „Die Frage ist“, so Schröder, „was sind wir bereit, für die Ökologie auszugeben.“ Diese Aufgabe könnten die Reeder nicht alleine bewältigen, hier seien auch Verbraucher und Politik gefragt.

Eines der drängendsten Probleme ist der Schadstoffausstoß der Schiffe. Der gängige Kraftstoff „Bunkeröl C“, ein Rückstandsöl aus der Destillation von Erdöl, enthält mehrere hochgiftige Gase. Es fällt in Raffinerien bei der Herstellung von Benzin oder Heizöl quasi als Abfall an und kostet mit etwa 350 Dollar je Tonne deutlich weniger als andere Treibstoffe.

Ein Verbot des Bunkeröls und die Förderung des Umsteigens auf umweltverträglicheren Schiffsdiesel hatte das Bundesverkehrsministerium kürzlich angekündigt. Im Gespräch ist eine Reduktion der aktuellen Grenzwerte um 20 bis 30 Prozent bis 2015. Umweltschützer hingegen fordern weit schärfere Maßnahmen.

Die Schifffahrtsbranche in Deutschland boomt ohne absehbares Ende. In der Containerschifffahrt kontrollieren die deutschen Reeder inzwischen mehr als ein Drittel der weltweiten Transportkapazität. Insgesamt wuchs die deutsche Handelsflotte 2006 um zehn Prozent auf knapp 3.000 Schiffe.

Für den Hamburger Hafen wird bis 2015 eine Verdoppelung des Containerumschlags von aktuell 8,9 Millionen Einheiten vorhergesagt, auch für die bremischen Häfen (2006: 4,5 Millionen Container) gehen alle Prognosen von weiterem deutlichen Wachstum aus. Damit nehmen auch die ökologischen Probleme zu. Sven-Michael Veit

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen