piwik no script img

Pilgern in NRW

Neue Wege

Der Fußmarsch ins galizische Santiago de Compostela, wo der Legende nach seit dem Jahr 800 die Gebeine des Heiligen Apostels Jakob verwahrt werden, ist nicht nur für gläubige Katholiken ultimativer Höhepunkt religiöser Verzückung. Pilgern ist in, auch im Rheinland und Westfalen. Die Jakobswege, die schon im 11. Jahrhundert fromme Gesellen aus allen Teilen Europas an den nordwestlichen Zipfel Spaniens führten, werden inzwischen auch von Wanderern und Radlern bevölkert, die andere als spirituelle Ambitionen hegen.

Seit Anfang der Neunzigerjahre werden im Rheinland neue Wege für Jakobspilger ausgewiesen. Die Wegführungen verlaufen dabei entlang historischer Überlandstrecken sowie Natur- und Wanderwegen. Wo vor hunderten von Jahren die Pilger dem Viehtrieb folgten, um auf dem rechten Pfad zu bleiben, weist inzwischen auch im Westfälischen die gelbe Jakobsmuschel auf blauem Grund Wanderern entlang des „Camino“ den Weg.Die Deutsche Jakobsgesellschaft hat in Kooperation mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) und dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) für Nordrhein-Westfalen mehrere Routen ausgearbeitet. Ein 170 Kilometer langer Wanderweg folgt seit diesem Frühling einer alten Fernhandelsstraße von Osnabrück über Münster nach Wuppertal. Dort dockt die westfälische Jakobsroute an die vom LVR schon 2004 ausgearbeitete Strecke über Köln und Aachen nach Maastricht und Belgien an.

Eine weitere Route schickt Pilger und Wanderer von Köln aus in südliche Richtung über Bad Münstereifel, Echternach, Trier und Schengen nach Frankreich. Schließlich führt eine Wegstrecke von Millingen an der niederländisch-deutschen Grenze über Goch, Kevelaer, Straelen, Venlo, Steijl und Roermond nach Eijsden im äußersten Südosten Hollands. Ein mehrbändiger Führer „Jakobswege“, den der LVR im Kölner Bachem Verlag herausgegeben hat, gibt Tipps zu Unterkünften und Orten der Besinnung. HENK RAIJER

Infos: www.fernwege.de (jakobsweg) und www.jakobspilger.lvr.de

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen