: Grüne kämpfen für die Zukunft der Nachtreisezüge
VERKEHR Eine von der Partei in Auftrag gegebene Studie betont den Bedarf an Schlafwagen
GERD PROBST, MARKETINGBERATER
BERLIN taz | Die Grünen setzen sich für die Zukunft der Nachtreisezüge ein und sehen sich von einer neuen Studie bestätigt. „Der Bedarf ist da“, ermittelte darin die Dresdener Consultingfirma Probst und Consorten.
„Wir kämpfen für die Nachtzüge“, erklärte Matthias Gastel, der bahnpolitische Sprecher der Grünen, jetzt bei einem Fachgespräch seiner Fraktion. Er forderte mehr Engagement der Bundesregierung. Gastel beruft sich auf das Grundgesetz. Danach müsse der Bund gewährleisten, dass bei den Angeboten seiner Eisenbahnen das Allgemeinwohl beachtet wird (Artikel 87e).
Derzeit sind die Nachtzüge in der Krise. Im Jahr 2013 machte die Sparte laut der Deutschen Bahn 20 Millionen Euro Verlust. Das sind etwa 15 Prozent des Umsatzes.
Die Grünen gaben daher eine Studie zur Zukunft des Nachtzugverkehrs in Auftrag, die jetzt vorgestellt wurde. Besonders bei Städtetouristen und Geschäftsreisenden besteht demnach Bedarf, aber auch für den Transport von Fahrrädern und großem Gepäck sei der Nachtzug geeignet.
Trotz des Defizits bekennt sich die Bahn zu den Nachtzügen. „Sie sind Teil unseres Mobilitätsversprechens“, sagte Hannah Page, Leiterin der Angebotskommunikation bei DB Fernverkehr. Zum derzeitigen Fahrplanwechsel wurden allerdings die größten Verlustbringer eingestellt: die Verbindungen nach Kopenhagen und Paris.
Das Ziel sei es nun, mit dem bestehenden Wagenpark und Netz eine schwarze Null zu schreiben, sagt Page. Wenn das gelingt, werde die Bahn ein langfristiges Konzept für die Nachtzüge entwickeln. Das heißt aber: Vorerst gibt es keine Investitionen in neue Wagen oder Experimente mit neuen Linien. Stattdessen sollen Nachtzüge öfter um gewöhnliche Sitzwagen ergänzt werden, oder umgekehrt.
Die Studie von Probst und Consorten hält vor allem eine deutliche Senkung der Trassenpreise für erforderlich, die die DB Netz AG bahnintern von der DB Fernverkehr AG für die Nachtzüge verlangt. Die Chancen hierfür stehen gut. Bis 2017 muss die Netz AG aufgrund von EU-Vorgaben ein neues Trassenpreissystem entwickeln. Dabei sollen Nachtzüge bessergestellt werden, weil hier schwieriger Geld zu verdienen ist.
Neue Einnahmequellen sieht Berater Gerd Probst vor allem bei Einzelkabinen. Hier sei das Angebot oft zu knapp – und könnte um eine De-luxe-Variante ergänzt werden. Für Luxus seien Touristen auch zahlungsbereit. Billigere Angebote sollen aber nicht vernachlässigt werden, weil hier die größte Nachfrage besteht. „Nachtzüge sind keine Nostalgie“, sagte Probst, „da kann man was Tolles draus machen.“
Am 14. Januar wird der Verkehrsausschuss des Bundestags über die Nachtzugstrategie der Bahn beraten. CHRISTIAN RATH
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