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EMILIA SMECHOWSKI ÜBER KOPFTÜCHER AN SCHULENIdeologie sieht man nicht

Bei dem Streit um das Für und Wider eines Kopftuch-Verbots im Schulunterricht geht es immer auch um die Frage, was schwerer wiegt: Religionsfreiheit oder einschränkung? Sollte die dafür zuständige Landesregierung diese Frage einheitlich regeln, zu Lasten individueller Entscheidungen? In Hamburg hatte 2004 die Partei Rechtsstaatliche Offensive erfolglos versucht, ein generelles Kopftuch durchzusetzen.

Seitdem ist klar: Das Thema bleibt den Schulen überlassen. Das ist auch richtig so. Denn ein Kopftuch allein bedeutet nicht per se die Unterdrückung muslimischer Frauen, wie Kritiker behaupten. Auch eine Lehrerin, die ihr Haar bedeckt, kann fortschrittlich denken und ihre Schüler zu vorurteilsfrei denkenden und reflektierten Menschen erziehen.

Selbstverständlich besteht in geschlossenen Klassenzimmern immer die Gefahr, eine Lehrkraft könnte unschuldigen Kindern ein fragwürdiges Geschlechter- und Weltbild vermitteln. Doch diese Angst macht sich nicht an der Kopfbedeckung fest. Ob bei fundamentalen Christen, Rechtsradikalen oder Islamisten: Den meisten sieht man ihre Ideologie nicht an. Davor kann man die Schüler nur schützen, indem man den Unterricht selbst unter die Lupe nimmt. Dies würde aber alle Lehrer treffen, Mann und Frau, mit und ohne Kopftuch.

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