junge gewaltstraftäter: Ein Projekt mit richtigem Ansatz
Kein Wochenende, an dem nicht über eine Messerstecherei berichtet werden muss, da sich Leute oder Cliquen in die Haare bekommen. Oft geht es um Nichtigkeiten, dennoch kommt der Ausbruch der angestaunten Gewalt nicht überraschend.
KOMMENTAR VON KAI VON APPEN
Wer in einer Hartz-IV-Familie aufwächst, ohne Lehrstelle, tagsüber herumlungert und um Selbstbestätigung zu erhaschen den starken Mann markieren muss, der kommt schon auf dumme Gedanken oder rastet irgendwann aus – gerade wenn Alkohol im Spiel ist.
Es ist nicht der grandiose Geistesblitz und etwas grundsätzlich Neues, was sich die Hamburger Staatsanwälte mit dem „Protäkt“ haben einfallen lassen. Das wird offen eingeräumt. So gab es in Hamburg bereits 2001 das Projekt „Stopp“, in dem spezialisierte Ermittler die „Abzieher-Szene“ aufs Korn nahmen – Jugendliche, die anderen Jugendliche auflauerten, um ihnen Handys, Geld oder anders abzunehmen.
„Protäkt“ kann aber durchaus ein tauglicher Versuch sein, frühzeitig gewaltbereite Kids in den Focus zu nehmen, bevor es vielleicht zu spät ist. Und es ist immer von Nutzen, wenn nicht irgendein Staatsanwalt den Prozess gegen einen Jugendlichen führt, sondern wenn der Jurist seinen Klienten kennt und vielleicht versteht, warum etwas passiert ist und einwirken kann, dass es nicht wieder passiert.
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