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„Verschnaufen“ für die Kohle

Dass er mit Nachdruck für die Kohle kämpft, obwohl sie dem Klima schadet, daraus macht Michael Vassiliadis (Foto) kein Geheimnis. Als Vorsitzender der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) gehört das zu seinem Job. Dass er den Umstieg auf erneuerbare Energien infrage stellt, bestreitet er aber meist. Umso aufschlussreicher war darum jene Aussage, mit der er sich diese Woche in der HAZ zitieren ließ: „Wir brauchen bei der Energiewende dringend eine Verschnaufpause.“

Als Begründung dient dem IG-BCE-Chef eine Umfrage, wonach die Unterstützung für die Energiewende von 68 auf 57 Prozent gesunken sei. „Wenn sich dieser Trend verfestigt, wird aus der prinzipiellen Zustimmung zur Energiewende eine reale Ablehnung“, meint Vassiliadis. Das ist bei näherer Betrachtung eine gewagte Behauptung. Denn jenen 57 Prozent, die die Energiewende „sehr gut“ oder „gut“ finden, stehen ganze 11 Prozent gegenüber, die sie für „schlecht“ oder „sehr schlecht“ halten; der Rest gab die eher neutrale Note „mäßig“ oder gar keine Antwort. Zudem zeigt die Umfrage, dass Ablehnung mit fehlendem Wissen einhergeht: Jene, die sich als gut informiert bezeichnen, bewerten die Energiewende deutlich positiver als jene, die schlechter informiert sind.

Statt die Umfrage als Votum für eine „Verschnaufpause“ zu interpretieren, hätte Vassiliadis also auch eine bessere Aufklärung fordern können. Doch das liefe seinem Ziel zuwider, Kohle als idealen Partner der Energiewende anzupreisen. Denn wer sich näher mit dem Strommarkt beschäftigt, merkt schnell, dass Kohlekraftwerke nicht gut mit dem schwankenden Wind- und Sonnenstrom zusammenpassen. Ein „Verschnaufpause“ bei dessen Ausbau würde darum vor allem der Kohle Vorschub leisten. MALTE KREUTZFELDT

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