: Heute fährt die Bahn nach Plan
Auch wenn das Ultimatum für ein neues Angebot der Deutschen Bahn AG heute ungenutzt abläuft, wollen die Lokführer frühestens morgen wieder streiken. Ihre Gewerkschaft macht sich aber Gedanken über eine „härtere Gangart“
VON RICHARD ROTHER
Die gute Nachricht für die Fahrgäste der Deutschen Bahn AG: Heute fahren die Züge regulär, die Lokführer werden trotz eines ablaufenden Ultimatums nicht streiken. Die weniger gute Nachricht für Reisende: Schon morgen müssen sie mit erneuten Streiks der Lokführergewerkschaft GDL rechnen. Diese dürften dann zu einem eingeschränkten Zugverkehr führen, auch wenn die Bahn ankündigt, für kurzfristig anberaumte Streiks gerüstet zu sein.
Frühere Arbeitskampfmaßnahmen seien nicht geplant. „Es gibt definitiv am Dienstag keinen Streik“, sagte GDL-Sprecherin Gerda Seibert gestern der taz. Sollte der Bahnvorstand bis heute Mittag kein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen, werde aber noch in dieser Woche gestreikt. Wie viele Stunden im voraus die GDL solche Arbeitsniederlegungen ankündige, müsse der Gewerkschaftsvorstand noch entscheiden. „Wir werden eine härtere Gangart einlegen müssen“, so Seibert. Dazu könne auch zählen, Streiks nur kurzfristig anzusagen.
Die Lokführergewerkschaft befindet sich in einer Zwickmühle: Gibt sie Streiks langfristig vorher bekannt, damit sich die Bahnkunden darauf einstellen können, gibt sie dem Bahnkonzern Gelegenheit, die Arbeitskampfmaßnahmen mit Notfallfahrplänen oder dem Gang zum Arbeitsgericht zu unterlaufen. Verzichtet sie aber auf Streikankündigungen, verärgert sie die Bahnkunden. Denn wer möchte schon in einen Zug steigen, von dem man nicht weiß, ob er ankommt? Welcher Berufspendler möchte schon morgens die Bahn nutzen, wenn er nicht weiß, ob er mit dem Zug wieder nach Hause kommt? Ohne ein gewisses Grundverständnis der Kunden für die Lokführer dürfte sich ein Streik nicht sehr lange durchhalten lassen.
Immerhin ging der erste Streiktag am vergangenen Freitag unentschieden aus: Die GDL konnte zeigen, dass sie streikfähig ist. Trotzdem gelang es der Bahn, mit ihrem Notfahrplan einen eingeschränkten Zugverkehr aufrecht zu erhalten.
Die große Bahngewerkschaft Transnet, Konkurrentin der GDL um Mitglieder und Einfluss, jedenfalls kritisiert die Lokführervertretung. „Streiks nicht anzukündigen wäre ein unfreundlicher Akt gegenüber den Kunden“, sagte Transnet-Sprecher Oliver Kaufhold der taz. „Wir würden so etwas nicht machen.“ Es liege auch in der Verantwortung einer kampfbereiten Gewerkschaft, die Verhältnismäßigkeit der Mittel zu wahren. Allerdings könne es auch nicht sein, dass Arbeitsgerichte künftig Tarifpolitik machen, sagte Kaufhold mit Blick auf die Eilentscheidung des Arbeitsgerichts Chemnitz, das der GDL Arbeitskämpfe im Güter- und Fernverkehr untersagte.
Ob die Lokführergewerkschaft rechtliche Schritte gegen diese Entscheidung einlegt, steht noch nicht fest. Das Gericht will die schriftliche Begründung der Entscheidung noch in dieser Woche nachreichen. „Wenn das Schreiben vorliegt, werden wir entscheiden, ob wir Berufung einlegen“, sagte GDL-Sprecherin Seibert.
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