: Nicht in meinem Landkreis
Y-TRASSE Der wachsende Güterverkehr aus Hamburg und Bremerhaven macht neue Bahngleise Richtung Süden nötig. Wo die am besten verlaufen, soll jetzt ein „Dialogforum“ ausloten
Obwohl sich draußen zwei Dutzend Demonstranten aufgebaut haben, ist im Celler Kongresszentrum von verhärteten Fronten zunächst kaum etwas zu spüren. Entspannt wartet Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) auf den Start des von ihm angestoßenen Dialogforums zur Y-Trasse, das Kommunalvertreter, Bürgerinitiativen und Experten für das umstrittene norddeutsche Bahnprojekt an einen Tisch bringen soll.
Planung transparent machen und ein tief verwurzeltes Misstrauen entkräften, so lautet das Ziel des Bürgerdialogs, das am Freitag begonnen hat. Jahrelang hatten Bahn und Politik stur an einer teuren ICE-Trasse von Hannover Richtung Hamburg und Bremen festgehalten. Neue Gleise für den wachsenden Güterverkehr wurden zwischenzeitlich aber dringlicher und die Y-Trasse ist dafür aus Sicht vieler Experten schlecht geeignet. Der Unmut Betroffener staute sich auf, Bürgerinitiativen wurden ins Leben gerufen. Seit einem Jahr liegen nun Alternativrouten vor, die das Forum bis November berät.
Anfangs ist die Stimmung unter den rund 80 Teilnehmern sachlich. Nach vier Stunden Debatte bricht dann doch der Konflikt aus, der zu fast jedem Infrastrukturprojekt dazugehört: Bitte nicht in meinem Landkreis.
Beim nächsten Treffen des Dialogforums soll eine Grobbewertung von Kosten und Nutzen der bislang ins Auge gefassten Varianten durch das Bundesverkehrsministerium vorgelegt werden. Am Ende entscheidet der Bund darüber, was gebaut wird – auch wenn das Votum des Dialogprozesses dabei Gewicht haben soll.
Laut einem Experten des Bundesverkehrsministeriums wird auf der Route Richtung Bremen Kapazität für 60 zusätzliche Züge benötigt, auf der Achse nach Hamburg gar für 140 weitere Güterzüge pro Tag. Kommt der Ausbau nicht, profitieren die Häfen Rotterdam und Antwerpen. MICHAEL EVERS, dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen