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Neuer König, alte Leier

MAHNWACHE Für Meinungsfreiheit und die Freilassung von Raif Badawi an der saudi-arabischen Botschaft

Etwa 30 Menschen versammelten sich Donnerstagmittag gegenüber der saudi-arabischen Botschaft zu einer Mahnwache, um für die Freilassung des Bloggers Raif Badawi zu protestieren. Sie hielten Schilder in den Händen, auf denen Parolen wie „Meinungsfreiheit ist ein Menschenrecht“ stand.

Auch Kerstin Ziege war da. Die Anwaltsgehilfin hat extra ihre Mittagspause verlegt und außerdem ihre Mutter und Nichte zum Kommen überzeugt. Gemeinsam halten sie einen gelben Amnesty-International-Banner. „Wir sind hier, weil wir die undemokratischen Verhältnisse in Saudi-Arabien und die Prügelstrafe für Raif Badawi furchtbar finden“, sagt Kerstin Ziege.

Raif Badawi wurde im Mai 2014 aufgrund von Beleidigung des Islams zu zehn Jahren Haft und 1.000 Stockhieben verurteilt. Die ersten 50 erhielt er Anfang Januar, seitdem war die weitere Urteilsvollstreckung jede Woche aufs Neue ausgesetzt worden. Doch schon am Freitag könnten die nächsten 50 der noch ausbleibenden 950 Stockhiebe an Raif Badawi vollstreckt werden.

„Nach dem Tod des alten Königs hat sich aber für Raif Badawi und seinen Anwalt nichts geändert“, erklärt Florian Oswald, Bezirkssprecher von Amnesty Berlin-Brandenburg und Organisator der Mahnwache. In der Hand hält er ein Megafon, durch das er aber aufgrund von Auflagen der Polizei nicht in Richtung der Botschaft sprechen darf.

Nach einer Stunde endete die Mahnwache, die Schilder wurden weggeräumt. Oswald bedankte und verabschiedete sich bei den Demonstranten. Eine Reaktion des Botschafters gab es diesmal nicht. „Aber wir werden hier jede Woche stehen, bis Badawi und sein Anwalt frei sind“, sagte Oswald. MARIE-THÉRÈSE HARASIM

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