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Spätes Klinik-Urteil

KLINIKSKANDAL 2007 Ehefrau des betrügerischen Geschäftsführers zu einem Jahr Haft verurteilt

Ein Jahr auf Bewährung – das ist die Strafe, die das Landgericht gegen die frühere Ehefrau des früheren Chefs des Klinikums Bremen-Ost, Andreas Lindner, verhängt hat. Lindner selbst hatte mehrere Jahre im Gefängnis verbracht, das Landgericht hatte ihn 2007 wegen Untreue und Bestechung zu viereinhalb Jahren verurteilt.

Die Staatsanwaltschaft hatte nun seiner früheren Ehefrau vorgeworfen, ihren Mann bei den von ihm veranlassten unberechtigten Zahlungen des Klinikums Bremen-Ost an die faktisch von ihm beherrschte „S&P medconsult GmbH“ unterstützt zu haben. Sie war alleinige Geschäftsführerin der „Lindner Managemant und Verwaltungsgesellschaft mbH“. Angeklagt war auch ein Mitarbeiter der Firma „S&P medconsult GmbH“, der nach der Anklage als Strohmann Beratungsverträge über Schein-Gutachten abgeschlossen haben soll.

Seine frühere Ehefrau führte damals zudem die Buchhaltung für ein Krankentransport-Unternehmen ihres Mannes und die Klinik Siekertal, mit beiden Lindner-Firmen hatte das Klinikum Bremen-Ost in der Zeit der Geschäftsführung von Andreas Lindner umfangreiche Verträge abgeschlossen. Und sie war Leiterin der „Lindner Management GmbH“ – eine Firma, die Beratungshonorare von anderen Lindner-Unternehmen kassierte.

Ein Kasseler Notar und Anwalt, der für Lindner die Verträge gemacht hat, stellte sich und sie vor Gericht als extrem naiv und damit nicht verantwortlich für jegliche kriminelle Transaktionen dar. Alle Schuld wurde auf den bereits rechtskräftig verurteilten Klinik-Geschäftsführer geschoben.

Das Gericht hat offenbar unter diesem Eindruck den auf vier Monate angesetzten Prozess nach dem zweiten Verhandlungstag beendet. Das Verfahren gegen den Notar und Anwalt wurde eingestellt, die Geschäftsführer-Frau erhielt wegen Geldwäsche und Hehlerei ein Jahr auf Bewährung. Das Verfahren gegen den Gutachter der Beraterfirma S&P medconsult wurde nach § 153a der Strafprozessordnung gegen eine Geldbuße von 15.000 Euro eingestellt. kawe

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