: Stadtwerke wollen die EnBW aufspalten
ENERGIE Ein Verkauf der Netz-Tochter soll dem Land Geld und kommunalen Firmen Einfluss bringen
STUTTGART dpa | Die Stadtwerke in Baden-Württemberg dringen auf eine Aufspaltung des Energieversorgers EnBW. Die grün-rote Landesregierung solle als Großaktionär dafür sorgen, dass die Netz-Tochter der EnBW vom Konzern abgetrennt wird, fordert der Landeschef des Verbands der kommunalen Unternehmen in Baden-Württemberg (VKU), Matthias Berz. „Dann könnte das Land seinen Anteil an ein kommunales Konsortium verkaufen.“
Berz schätzt den Wert der EnBW-Tochter Regional AG auf rund eine Milliarde Euro. Die Kommunen müssten also 500 Millionen Euro aufbringen. Das Modell hätte aus Berz’ Sicht den Vorteil, dass der zweite EnBW-Eigner, der Kommunalverband OEW, und die Stadtwerke auf einer Augenhöhe wären.
Ende des Flickenteppichs?
Ziel ist die Verbesserung der Netzsituation: Erneuerbare Energien werden dezentral, vor allem auf dem Land produziert, der höchste Strombedarf herrscht aber in den Städten. „Erzeugung und Bedarf müssen intelligent übereinandergeschoben werden“, so Berz. Eine Partnerschaft von OEW und Kommunen wäre das Ende des Flickenteppichs bei den Netzen. „Dabei müssten wir keine Eigentümergrenzen beachten.“
Das Land ist unter Handlungszwang. Es hat eine geringere Ausschüttung erhalten als gedacht und ist konfrontiert mit der Forderung, nachzuinvestieren. Laut Berz ist die Regierung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) deshalb dem Vorschlag des VKU nicht abgeneigt. Am heutigen Montag kommt der Regierungschef zur Hauptversammlung des Verbands.
Das Land und die Oberschwäbischen Elektrizitätswerke (OEW) halten jeweils 46,5 Prozent an der durch die Energiewende angeschlagenen EnBW. Der bisherige Atomstromer musste zwei seiner vier Reaktoren abschalten und ist dadurch tief in die roten Zahlen gerutscht. EnBW-Chef Hans-Peter Villis hat die Eigner zu einer Finanzspritze in Höhe von 800 Millionen Euro aufgefordert, um den Ausbau der erneuerbaren Energien rascher voranbringen zu können. Die OEW will die 400 Millionen Euro aufbringen, die Regierung aber erst eine klare Strategie sehen. Das Land dringt dabei unter anderem auf Kooperationen mit den Kommunen.
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