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Griechenlands Milliarden-Dunkelziffer

SCHULDEN Athen muss auch an Hedgefonds Milliarden zahlen. Das Ministerium macht dazu keine Angaben

NEW YORK dpa | Griechenland steht erneut am Rande der Pleite und hat neben Hunderten Milliarden von Schulden bei seinen Europartnern und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) auch hohe Rechnungen bei Hedgefonds und anderen Spekulanten zu begleichen. Die Regierung bleibt hart, wenn es darum geht, die Schuldenlast mit öffentlichen Geldgebern neu zu verhandeln. Konflikte mit aggressiven Investoren scheint sie aber bislang zu scheuen.

Als der Euro-Krisenstaat seine privaten Gläubiger 2012 zu einer Umschuldung zwang, blieben einige Investoren von den heftigen Abschreibungen verschont. Vor dem Schuldenschnitt sammelten Hedgefonds griechische Staatsanleihen ein, die unter internationalem Recht standen. Auf diese Papiere hatte Athen keinen Zugriff.

Der Einstieg in den Anleihemarkt sei ein „No Brainer“ gewesen – eine todsichere Wette –, sagte der Chef eines New Yorker Hedgefonds damals. Für Profi-Investoren dürfte sich das Manöver schon rasch ausgezahlt haben. Vom Schuldenschnitt blieben die Fonds verschont, wenig später flossen die ersten etwa 600 Millionen Euro an Zinsen.

Danach wurde es rasch ruhig um die Anleihen, deren Wert sich damals auf etwa 6,5 Milliarden Euro belief. Wie viele der Schulden heute noch bestehen, beantwortet die griechische Finanzagentur ebenso wenig wie die Frage, wann diese Titel fällig werden. Auch in einer Auflistung der Brüsseler Denkfabrik Bruegel tauchen die Papiere nicht auf.

Der Finanzminister Gianis Varoufakis sagte kürzlich: „Clevere Menschen in Brüssel, Frankfurt und Berlin wussten schon im Mai 2010, dass Griechenland seine Schulden niemals zurückzahlen würde.“ Ob denn die Hedgefonds weiter bedient werden – das lässt er bislang unbeantwortet. Die Investoren halten sich ebenfalls bedeckt. „Kein Kommentar“, heißt es in New York.

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