: Es gibt noch viel zu tun
GLEICHSTELLUNG Bei der Bekämpfung der Armut von Frauen gibt es Handlungsbedarf. Auch gegen geschlechterspezifische Gewalt muss laut Frauenbeauftragter künftig mehr getan werden
Ulrike Hauffe, Landesfrauenbeauftragte
Frauen sind von Armut häufiger bedroht als Männer. Deswegen macht Ulrike Hauffe, Bremer Landesbeauftragte für Frauen, die Armutsbekämpfung zum Kernthema der frauenpolitischen Prüfsteine zur Bürgerschaftswahl. Die sollen jenen, die die Politik in der nächsten Legislaturperiode gestalten, als Anregung dienen und Handlungsfelder aufzeigen.
Im Land Bremen haben nur 64 Prozent der erwerbsfähigen Frauen einen bezahlten Arbeitsplatz. Im Schnitt bekommen sie für ihre Arbeit 25 Prozent weniger Gehalt – EU-weit liegt die Entgeltlücke bei 16 Prozent. Zudem erhalten Frauen eine um 60 Prozent geringere Rente als Männer.
Die Ursachen für die höhere Armutsbedrohung von Frauen seien strukturell, sagt Hauffe. Um sie zu lösen, müsse man nach der Wahl besonders die Felder Arbeitsmarkt-, Wirtschafts-, Bildungs- und Gesundheitspolitik in den Blick nehmen.
Laut Hauffe arbeiten Frauen überproportional oft in Teilzeit oder in Minijobs. „In der Wirtschaft bedeutet Teilzeit meist, dass man nicht weiterkommt“, sagt sie. Häufig sei eine eigenständige Existenzsicherung nicht möglich. Um dies zu ändern, müsse es gezielt Zugänge zu hochwertigen Arbeitsplätzen für Frauen geben.
Außerdem müsse die Berufsorientierung breiter angelegt werden, sagt Hauffe. So würden Frauen in der Jugendberufsagentur meist in Richtung soziale und Dienstleistungsberufe beraten. „In der Beratung sollte der Blick für andere Möglichkeiten, etwa technische Berufe, geöffnet werden.“
Bei den Berufspraktika bestehe ebenfalls Nachbesserungsbedarf. Die Schulen seien meist einfach froh, wenn alle SchülerInnen einen Platz haben. Dabei sei egal, wo das Praktikum stattfinde, sagt Hauffe. Auch im Bildungsbereich gibt es Verbesserungsbedarf. Schule bilde weiterhin geschlechterstereotyp. „In einer Schule hatten die Jungs Fußball als Fach, während die Mädchen Kochen lernten.“
In der Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen und Mädchen sieht die Frauenbeauftragte eine weitere Aufgabe für die nächste Regierung. Im Land Bremen kommen nur zehn Prozent der angezeigten Sexualstraftaten vor Gericht und nur fünf Prozent der Prozesse enden mit einer Verurteilung. Deswegen müsse es für Polizei und Gerichte Rahmenbedingungen geben, um sicherzustellen, dass geschlechterspezifische Gewalt angemessen verfolgt werde, so die Frauenbeauftragte.
Mit Blick auf die letzten Jahre sieht Hauffe besonders bei Frauen in Führungspositionen Erfolge. Dies liege daran, dass in dem Bereich politischer Einfluss genommen werden könne. Die Armutsentwicklung sei hingegen weiterhin stark gewesen. „Bei dieser Frage rutschen wir weg“, meint die Frauenbeauftragte. Dort müsse die Politik nun Prozesse in Gang setzen.
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