Kommentar: Gemeinsamer Horizont
■ Warum die Energie-Kooperation von Kiel und Hamburg die HEW bedroht
Das Bemerkenswerte am Treffen von Hamburgs Umweltsenator Alexander Porschke und Kiels Energieminister Claus Möller sind nicht dessen Ergebnisse. Sie gehen – bei Licht betrachtet – kaum über das hinaus, was in den rot-grünen Koalitionsvereinbarungen beider Länder längst festgeschrieben wurde.
Bemerkenswert an dem Treffen ist, daß es überhaupt stattfand. Blieben Möller und Hamburgs Ex-Umweltsenator Fritz Vahrenholt auf Distanz zueinander, kamen der rote Kieler Energieminister und der grüne Neu-Senator Porschke sich schon beim Schnuppertermin nahe. Statt gegeneinander wollen beide in enger Abstimmung miteinander regieren.
Erstmals öffnet sich damit der Horizont für eine gemeinsame norddeutsche Energiepolitik, die auf Ausstieg setzt und die Versorgungsmonopole der großen Energiekonzerne knacken will.
Den ausstiegswilligen Hamburger Grünen kommt dabei zupaß, daß Kooperationspartner Claus Möller und Hamburgs SPD-Bürgermeister Ortwin Runde einen kurzen Draht zueinander haben. Beide gehören zum linken SPD-Flügel, gelten als Meister der Geheimdiplomatie und pflegten bis vor kurzem als Finanzchefs ihrer Länder engen Austausch.
Sollte es zwischen grünem Umweltsenator und rotem Bürgermeister Streit darum geben, wie Runde seine Rolle als HEW-Aufsichtsrat gibt, dürfte Möller sich nicht scheuen, auf kleinem Dinestweg zu vermitteln. Als Trouble-Shooter bei rot-grünen Mißtönen hat sich der Minister schließlich schon in Kiel einen Namen gemacht. Marco Carini
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