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KommentarEtikettenschwindel

■ Warum im Wahljahr der wahre Kandidat Ole von Beust zum Vorschein kommt

Der Spitzenkandidat, der sich jetzt auch offiziell so nennen darf, hat das Kind vorzeitig beim Namen genannt. Ole von Beust würde sich mit den Stimmen des rechten Richters zum Bürgermeister wählen lassen, wenn er die Stimmen braucht. Und Bürgermeister will er um jeden Preis werden – dafür lässt er auch mal den Knüppel aus dem Sack und spielt den Hardliner.

Seine Partei dankt es ihm. Widerstand gegen von Beusts Rechtsruck ist in der Hamburger CDU nicht zu erwarten, wie das Volkskammer-Ergebnis von gestern Abend zeigt.

Viele in der CDU wünschen sich vom Urnengang im September nur eines: Die SPD soll endlich das erleben, was die ChristdemokratInnen seit 44 Jahren erdulden müssen. Einmal von der Senatsbank überheblich auf die Oppositionssitze hinunterschauen, auf denen ein Runde, Christier oder gar Wagner Platz nehmen müssten, das wäre der Triumph auch für diejenigen, welche in der Partei als liberal gelten.

Dafür lässt die CDU leichtherzig die politische Mitte sausen und sucht sich ihre Verbündeten, so windig sie auch sein mögen. Dafür jagt von Beust seinen Eisenbeißer Roger Kusch durch die Springer-Gazetten und riskiert, sich durch die unbedarften Ausfälle seines Sicherheitsberaters lächerlich zu machen.

Es scheint, als täte von Beust in diesem Jahr alles fürs Bürgermeisteramt. Es scheint, als käme jetzt der wahre von Beust zum Vorschein. Das liberale, weltoffene Image, das ihm in bundesweiten Medien gerne verpasst wurde, erweist sich als Etikett. Kann man leicht abziehen und auswechseln. Peter Ahrens

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