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FLUTHILFE: BIS GESTERN WAR ITALIEN DAS KNICKERIGSTE EURO-LANDSpätes Abrücken vom Sparzwang

Berichte über die Flut, über die Not der getroffenen Menschen, über die internationalen Hilfsmaßnahmen bestimmen auch in Italien seit nunmehr zehn Tagen die Nachrichten. Einem Punkt aber schenkten die TV-News im Berlusconi-Reich bisher kaum Aufmerksamkeit: Was tut eigentlich das eigene Land? Das Desinteresse kam nicht von ungefähr: Italien hielt bis gestern den traurigen Rekord des geizigsten EU-Landes, stellte pro Kopf der Bevölkerung die geringsten staatlichen Mittel für die Katastrophenopfer bereit. Gerade einmal vier Millionen Euro hatte die Regierung bisher flüssig gemacht.

An Gleichgültigkeit lag das nicht: Die Katastrophenhilfe ist in Italien so populär wie anderswo, die private Spendenfreudigkeit zeigt es. Berlusconi hat ein ganz anderes Problem: Er ist eingezwängt zwischen Maastricht-Zwängen und Wahlversprechen. Die Verschuldung bewegt sich schon heute an der 3-Prozent-Marke, aber von diesem Jahr an sollen die Einkommensteuern sinken. Da ist der letzte Cent verplant, da fehlt schlicht die Manövriermasse für plötzlich fällige zusätzliche Ausgaben. Zugleich aber beansprucht Italien, ein Global Player zu sein. In manchmal leicht karikaturistischer Manier geben die Berlusconi-hörigen TV-Anstalten über diesen Anspruch Auskunft, wenn sie den kleinen Regierungschef mit den großen Ansprüchen als Weltstaatsmann vorführen.

Derweil machen andere mit Hilfsgeldern wirklich Weltpolitik. Die USA sind mit 350 Millionen Dollar eingestiegen. Deutschland und Japan überbieten sie noch. In Italien wurde das – ebenso maliziös wie treffend – mit den Ambitionen der beiden Nationen in Verbindung gebracht, mit ihrem Streben nach einem UN-Sicherheitsratssitz, Ambitionen, die Berlusconi zu durchkreuzen versucht.

Umso blamabler war Italiens Reaktion auf die Flutkatastrophe. Das hat die Regierung jetzt auch eingesehen; sie will nun 70 Millionen Euro lockermachen, selbst wenn sie nicht weiß wo. Italiens Motive mögen dabei genauso in weltpolitischen Machtfragen zu suchen sein wie die Deutschlands oder Japans – doch den betroffenen Staaten, den Millionen Opfern kann das in diesem Moment nur recht sein. MICHAEL BRAUN

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