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Segen nur ganz intim

■ Landeskirche untersagt öffentliche Zeremonien für homosexuelle Paare

Hannover (taz) – Gottesfürchtige homosexuelle Paare müssen weiter auf den Segen der evangelischen Amtskirche warten. Die Evangelische Hannoversche Landeskirche hat jetzt einer Kirchengemeinde in Laatzen bei Hannover feierliche „Partnerschaftssegnungen“ homosexueller Paare untersagt. Der Kirchenvorstand der Thomas-Gemeinde hatte beschlossen, künftig im Rahmen von Gottesdiensten homosexuelle und andere nichteheliche Lebensgemeinschaften öffentlich zu segnen.

Solche Ersatztrauungen für Schwule und Lesben, bei denen nur auf den Ringtausch und das Trauversprechen verzichtet werden sollte, hält die Evangelisch- Lutherische Landeskirche Hannover nicht für statthafft. In den verbindlichen Gottesdienstordnungen seien Partnerschaftssegnungen nicht vorgesehen, erklärte die Pressestelle der Landeskirche und nannte das Vorgehen der schwulenfreundlichen Gemeinde „unakzeptabel“. Für nicht zulässig hält die Landeskirche vor allem Partnerschaftssegnungen, bei denen „eine Einladung an Angehörige, Freunde und Bekannte möglich sein soll“.

Die Amtskirche will nur eine Segenspendung unter Ausschluß der Öffentlichkeit erlauben, bei der sich schwule Paare mit dem Pfarrer in sein Büro zurückziehen müssen: Segensspendung als seelsorgerisches Handeln sei ein nichtöffentliches Geschehen, das eine geschlossene persönliche Situation voraussetze. Weil die Gemeinde auf diese „Intimität“ verzichten wolle, gebe sie diesen seelsorgerischen Charakter der Segensspendung auf.

Die Thomas-Gemeinde, in der auch viele Mitglieder der Gruppe „Homosexuelle und Kirche“ engagiert sind, will nun mit der Landeskirche Kompromißgespräche führen. Jürgen Voges

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