: Hilflose Helferin Kirche
■ Zairer setzte vergeblich auf Kirchenasyl / Kirche schweigt
Jean Nsotuna Mampouya hat Grund zur Verzweiflung: Sein Asylfolgeantrag – die letzte Hoffnung des 38jährigen Zairers auf Zuflucht in Deutschland – wurde vom Asyl-Bundesamt abgelehnt. Jetzt kann nur noch ein Eilantrag beim Verwaltungsgericht helfen. Denn Mampouyas FreundInnen von der evangelischen Kirche, in deren Schutz Mampouya sich offiziell begab, sind hilflose Helfer.
Eine Pressekonferenz bei Verhaftung, eine weitere gestern, um die neuerliche Ablehnung des Asylantrags bekanntzugeben, eine Informationsveranstaltung der asylgebenden Kirchengemeinde – das ist die Bilanz der HelferInnen. Die Wirkung ihrer Taten wird Mampouya in Oslebshauser Abschiebehaft abwarten müssen. Dorthin war der Kirchenschützling nach übereilter Veröffentlichung seines Aufenthaltsortes durch eine Pressekonferenz seiner HelferInnen geraten, die das Ausländeramt auf seine Spuren brachte. Die Festnahme des ausreisepflichtigen Asylbewerbers sei „bis in die höchsten Gremien abgesprochen“, bestätigten Behördenmitarbeiter vor dem Asyl-Bundesamt, wo Mampouya den Asylfolgeantrag abgegeben hatte.
Seitdem schnurrte die Öffentlichkeitsarbeit der Bremischen Evangelischen Kirche auf Daumengröße zusammen. Während die „Demokratische Vereinigung für die Befreiung Zaires“, das Bremer Anti-Rassismusbüro und die Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes gegen die Verhaftung Mampouyas öffentlich protestieren und auf Menschenrechtsverletzungen in Zaire hinweisen, schweigen Bremer Kirchengemeinden und Kirchenleitung zu der Verhaftung des Kirchenschützlings.
Im Fall Mampouya sei nur die Heilig-Geist-Gemeinde zuständig, heißt es im Haus der Kirche; die verfaßten evangelischen Gemeinden Bremens genießen Unabhängigkeit. Kirchenasyl heißt in Bremen Gemeindeasyl. Vielleicht liege die kirchliche Stille um Jean Mampouya auch daran, „daß wir überrumpelt wurden“, sagt Pastor Horst Janus, Referent des Vereins ökumenischer Ausländerarbeit. „Unser Einfluß gegenüber innensenatorischen Behörden ist ja begrenzt.“ An Janus werden Fragen in Sachen Kirchenasyl durchgestellt, solange Bremens quasi-Bischof, der Schriftführer Louis Ferdinand von Zobeltitz, beruflich durch Ghana und Togo reist.
Daß für Kirchenasyl jede Gemeinde selbst zuständig ist, meint auch Pastorin Jutta Blanke, die dem Zairer Schutz in ihrem Sprengel gewährte. „Die Auseinandersetzung um Kirchenasyl soll kein Kampf zwischen Goliath und Goliath werden“, sagt sie mit hilflosem Blick auf Innenbehörde und Kirchenleitung. Jean Mapouya wird auf Gott vertrauen müssen. ede
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen