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Im Tal der Gemeinden

■ Yad Vashem-Ausstellung in der Bürgerschaft

Steine der Erinnerung sind die meterhohen Gemäuer in Yad Vashem, dem Tal der Gemeinden der Jerusalemer Holcaust-Gedenkstätte. Jede jüdische Gemeinde, die bis zur Nazi-Ära in Mitteleuropa existierte, ist darauf eingekerbt. „Die überwältigende Monotonie“ der Wände erfuhr der Bremer Fotograf Ernst Vogt auf seinen Israelreisen und fotografierte sie. Seit gestern sind Yad Vashems Mahngemäuer als Schwarz-Weiß-Poster in der Bremer Bürgerschaft zu sehen.

Bremens sechste Ausstellung zum Themenkreis Israel und Holocaust ist ein schlichtes, wenig spektakuläres Gedenken, pünktlich zum 58. Jahrestag der Reichspogromnacht. Jedoch, „durch Yad Vashems Steine nimmt die anonyme Zahl der Ermorderten Gestalt an“, würdigte Bürgerschftspräsident Reinhard Metz Vogts Fotografien. „Yad Vashem macht uns stumm vor Betroffenheit, aber fordert uns zugleich auf, nicht über die Vergangenheit zu schweigen“, versicherte Metz den Besuchern und seinem Berliner Gast Ignatz Bubis, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Rund vier Millionen Namen ermorderter Juden birgt das Holocaustarchiv in Yad Vashem, erklärte Bubis. Die weiteren Opfer seien heute schwerlich identifizierbar: „In diesem Sinne erfüllt das Tal der Gemeinden seine Funktion, die Erinnerung an das Geschehene wachzuhalten.“ In einer Zeit, da die Zeitzeugen des Holocaustes immer seltener werden, dürfe man „nicht in den Tag hinein“ leben. „Nur wenn man weiß, was Menschen anderen Menschen antun können“, mahnte Bubis, „kann man vielleicht, ja vielleicht verhindern, daß ähnliches Unheil wieder geschieht“.

Wenigstens ein jüdischer Zeitzeuge fand sich unter den 200 Besuchern: der 60jährige David Solostianski aus Sankt Petersburg, vor wenigen Monaten nach Bremen übergesiedelt. „Ich habe schon einige vertraute Ortsnamen jüdischer Gemeinden auf Ihren Fotos entdeckt“, bedankte er sich. ahm bis 27.11. in der Bürgerschaft

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