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Boom auf dem Solarmarkt

Zahl der Anträge für Photovoltaikanlagen verdreifacht sich 1996. Greenpeace verlangt Förderprogramm von 140 Millionen Mark im Jahr  ■ Von H.-J. Tenhagen

Berlin (taz) – 1996 wird ein Boomjahr für die deutsche Solarindustrie. Bund und Länder haben Zuschüsse für dreimal so viele Solaranlagen bewilligt wie noch 1995. Insgesamt sollen nach Berechnungen von Greenpeace 1996 2.000 Solaranlagen mit sechs Megawatt Leistung gefördert und gebaut werden. Damit ist Deutschland auf dem Weltmarkt Nummer vier nach den USA, Japan und Indien.

Die Umweltorganisation hat gestern gefordert, diesen Boom als Chance zu begreifen. „Wir wollen, daß Bund und Länder jetzt einen Solarfonds gründen und damit jährlich zentral 140 Millionen Mark zur Verfügung stellen“, sagte Campaigner Sven Teske der taz. Davon verspricht sich Teske eine garantierte und bundeseinheitliche Förderung neuer Photovoltaikanlagen. In den vergangenen Monaten waren Fördergelder zum Teil so spät bewilligt worden, daß Bauherren Schwierigkeiten bekamen, die Anlagen rechtzeitig zu beschaffen und zu installieren. „Es gab richtige Lieferschwierigkeiten.“

Mit den 140 Millionen Mark könnte bei heutigen Fördersätzen jedes Jahr der Bau von 20 Megawatt neuer Anlagen unterstützt werden. Derzeit läuft die Bonner Politik aber genau in die entgegengesetzte Richtung. Im Haushalt 1997 will Zukunftsminister Jürgen Rüttgers die Mittel für regenerative Energien von rund 340 auf 300 Millionen Mark kürzen.

Der deutsche Fachverband Solarenergie (DFS), in dem mittelständische Hersteller von Solarzellen, Großhändler und Montagefachbetriebe zusammengeschlossen sind, begrüßte gestern die Aktivitäten von Greenpeace. Geschäftsführer Gerhard Styri-Hipp warnte aber, den Ausbau der Förderung nicht zu rasant anzugehen. Die Förderung solle langsam steigen von unter 20 Megawatt 1997 auf deutlich über 20 Megawatt nach dem Jahr 2000. „Gleichzeitig kann der Zuschuß je Anlage ruhig sinken.“ Schließlich sollten potentielle Kunden einen Anreiz bekommen, schon bald Photovoltaik aufs Dach zu schrauben.

Der Boom hat nach Styri-Hipps Angaben inzwischen auch die neuen Länder erreicht. In Erfurt beginne die Firma Ersol jetzt, Zellen für Photovoltaikanlagen zu produzieren. Die Thüringer könnten einen besonders hohen Anteil ihres Strombedarfs solar decken. Nach Berechnungen der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke brauchen Thüringer im Haushalt jährlich nämlich nur 1.062 Kilowattstunden (kWh) Strom, Bewohner der Hansestadt Hamburg jedoch 1.830 kWh.

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