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„Das Eis ist stabil“

Am Wochenende ist es wieder soweit: Dem Alstervergnügen steht nach jüngsten Eismessungen nichts mehr im Wege  ■  Von Heike Haarhoff

Welch Glückspilz, wer morgen ein Telefon mit Wahlwiederholung besitzt: Dem ersehnten Alstereisvergnügen am Wochenende mit kommerziellem Arschabfrieren an Ständen und Buden steht nach jüngsten Messungen der Eisschicht nichts mehr im Weg. Um die mittwöchliche Mittagszeit will die Umweltbehörde deshalb im Rundfunk die bislang streng geheimgehaltene Hotline für Stand-Lizenzen auf dem Eis bekanntgeben.

„Dann“, reibt sich Chef-Koordinator Peter Schulz die Hände, „wird es wie bei einem Preisausschreiben sein.“ Die ersten 150 Anrufer erhalten die Lizenz zum Würstchengrillen, Glühweinbrauen und Ringelstricksocken-Verkauf. Danach ist Schluß. „500 Stände, wie im letzten Jahr, und dann der ganze Müll, das machen wir nicht mehr“, schüttelt Schulz den Kopf. 250.000 Mark hat die Stadt das eisige Spektakel –96 und die Beseitigung seiner pappigen und plastikartigen Hinterlassenschaften gekostet. Eingenommen wurden nur 190.000 Mark. In diesem Jahr, prahlt der Umweltsenator, sei er schlauer: Die Standgebühr wird um fünf auf 20 Mark pro Tag und Quadratmeter erhöht.

Daß die seit Tagen gewachsene Eisdecke kurzfristig doch noch die Gemeinheit an den Tag legen sollte, einfach vor dem Wochenende einzubrechen, traut ihr niemand zu. Schließlich hegen und pflegen 16 Gewässeraufseher den Ausnahmezustand der Außenalster „unter Einsatz aller Kräfte“. Mit einer überdimensionierten Heimwerker-Bohrmaschine fräst sich Wilhelm Mähl inzwischen täglich an 50 Meßstellen ins Alster-Eis. „Wenn es knistert, bin ich fast durch“, weiß er. Zwischen 20 und 28 Zentimeter dick war die Decke gestern. „Stabil“, murmelt Mähl sichtlich zufrieden. Auch die Temperatur des Eises war mit 0,2 Grad „okay“; das Wasser darunter darf dagegen bis zu zwei Grad wärmer sein.

Eindringlich gewarnt, so Koordinator Peter Schulz, werde jedoch vor allzu „rhythmischen Bewegungen auf dem Eis, die häufig durch laute Musik verursacht werden“. Das nämlich könnte nach Einschätzung von Experten die Katastrophe für das Alstereisvergnügen bedeuten. Womöglich müsse der Umweltsenator seine Gäste dann mit den Worten „Guten Abend, wir sinken“ verabschieden.

Schwer haben werden es auch Eiskunsttänzer und Hockeyspieler: Die Stadt weigert sich wie eine beleidigte Leberwurst, den pirouettenbehindernden Schnee von der Eisfläche wegzuputzen. Zu gut erinnert sie sich an die Pleite von vor zehn Jahren: Damals war der damalige Umweltsenator und heutige SPD-Landeschef Jörg Kuhbier früh morgens mit 70 Schneeschaufeln an die Alster ausgerückt, um dort verbittert feststellen zu müssen, daß 1,7 Millionen Hamburger ihn im Stich ließen. Sie wanderten übers Eis, Herr Kuhbier blieb mit seinen Schaufeln und der 150 Hektar großen Alster allein.

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