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„Ausländer können Räuber sein“

■ Polizei kontrolliert Fahrkarten und nimmt nebenbei AusländerInnen fest

Blaue und grüne Uniformen, bunt durchmischt, sind nicht nur für Schwarzfahrer eine verhängnisvolle Kombination. Am Freitag gerieten auch sieben AusländerInnen ohne gesicherten Aufenthaltsstatus bei Fahrkartenkontrollen in der U-Bahn-Station Horner Rennbahn in die Fänge der Hamburger Hochbahn AG und der Polizei. Fünfzig Ordnungshüter und damit doppelt so viele, wie die Hochbahn selbst in den U-Bahn-Schacht geschickt hatte, riegelten die Ausgänge ab. Bloß eine aufwendige Fahrkartenkontrolle?

Wer hier wem assistierte, ist allen Beteiligten im Grunde egal. Die Beute war gut, beglückwünschte man sich gegenseitig zur „kooperativen Zusammenarbeit“ für die „Sicherheit im öffentlichen Personennahverkehr“: 316 Anzeigen gegen SchwarzfahrerInnen konnte die Hochbahn bilanzieren, 7 AusländerInnen nahm die Polizei gleich mit zur Wache. Drei weitere Anzeigen wegen Verdachts des illegalen Aufenthaltes stellten die BeamtInnen bei Stichproben „im Umfeld des Bahnhofes.“ Dabei ging ihnen auch ein Mann ins Netz, der per Haftbefehl gesucht wurde.

Die Hochbahn will eigentlich nur auf der Jagd nach SchwarzfahrerInnen gewesen sein. „Unsere Kontrolleure stellen nur fest, ob jemand eine Fahrkarte hat", umreißt Joachim Häger, Sprecher des Verkehrsbetriebes, dessen Ziel. „Wir müssen Mittel und Wege finden, an die Leute ranzukommen, die nicht zahlen“. Einer dieser Wege ist, die Polizei gleich im Schlepptau zu haben und die Personalien der frisch Ertappten feststellen zu lassen, die nicht freiwillig ihren Ausweis zeigen wollen. An der Horner Rennbahn habe sich gezeigt, „daß einige dazu guten Grund hatten“.

Und genau darauf hat die Polizei von vornherein spekuliert. Denn „wir haben zwar die Kontrolleure der Hochbahn unterstützt und geschützt“, beteuert Polizeisprecher Hartmut Kapp. Doch das, räumt er ein, sei nur ein Zweck des „Schwerpunkteinsatzes“ gewesen: „Zur vorbeugenden Verbrechensbekämpfung haben wir auch die Personalien sonstiger auffälliger Personen festgestellt“. Da es in der Vergangenheit verstärkt zu Raubüberfällen in Hamburgs U-Bahn-Stationen gekommen sei, habe man bei diesem Einsatz auch nach potentiellen Tätern fahnden wollen. „Auch Ausländer können Räuber sein“, stellt Kapp weise fest und erklärt damit, warum die Polizei zwar offenbar keine Räuber, dafür umso mehr ungesicherte Nichtdeutsche fangen konnte: „Deshalb haben wir auch Ausländer kontrolliert“.

Doch so gelegentlich, wie das klingt, scheint es nicht gewesen zu sein. Denn auf Nachfrage bestätigt Ausländerbehördensprecher Gunnar Eisold, daß die Polizei sich von vornherein von zwei Mitarbeitern seiner Behörde begleiten ließ, um sich „ihres Sachverstandes zu bedienen“.

Darauf angesprochen, ergänzt Hochbahn-Sprecher Häger, der doch nur Schwarzfahrer jagen wollte: „Wir helfen der Polizei sehr gerne bei ihrer Arbeit“.

Elke Spanner

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