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■ Zur EinkehrIm Casablanca

Da kann der Urdrü noch so schimpfen – über die eingebildeten Schickis im Casablanca. Der Weg ins Bistro lohnt sich, und zwar nicht nur, weil es da immer was zu gucken gibt. Das wissen auch die Inhaber: Das Casablanca sei „oskarverdächtig“, versuchen sie schon am frühen Morgen per Werbespot die Radiohörer in die Kneipe zu locken. Beim Blick in die Speisekarte läuft einem tatsächlich das Wasser im Munde zusammen: Krabben, Schrimps, Ananas, Müsli, Schweinebraten, Kasslerbraten und, und, und... Sonntags kann man von 10 bis 14 Uhr „so viel essen und trinken wie reinpaßt“. Auch der Mittagstisch (wochentags ab 12 Uhr) zergeht auf der Zunge: Dienstag frischer Spargel und Sauce Hollondaise, Landräucherschinken und Petersilien-Kartoffeln. Zum Nachtisch gibt es frische Erdbeeren, alles für 9,90 Mark. Donnerstag: Putenbrustbraten und Blattspinat an Estragonsauce und Salzkartoffeln (9,90 Mark). Freitag: Gebratenes Thunfischsteak an Brococoliröschen mit Sauce und Salzkartoffeln inklusive Tomatensalat (9,90 Mark). Keine Lust auf Karte? Der „Salat Casablanca“mit „gebratenen Filetspitzen vom Rind und Schwein mit französischen Champions in Kräutersauce an bunter Salatbeilage“(13,90 Mark), ist Standard genau wie die „Casablance Potatoe“mit Blattspinat gefüllt, in Kräutersauce und mit Käse überbacken (9,90 Mark).

Wenn man all' diese Leckereien nur bestellen könnte... Vor den Preis (der im Casablanca zweifelsohne die Geldbörse schont) hat der liebe Gott nämlich den Schweiß gesetzt. Die Aufmerksamkeit der Kellnerinnen zu erringen, ist alles andere als leicht. Die kühlen Schönheiten sind gegen Annäherungsversuche jeglicher Art gefeit – ganz so wie Humphrey Bogart, der an der Wand hängt und die Gäste kühlen Blickes mustert. Lächeln hilft nicht, winken ist zwecklos. Das gilt übrigens für beiderlei Geschlecht. „Bei solchen Frauen habe ich einfach kein Glück“, zuckt auch der Herr am Nebentisch mit den Achseln. Abwarten und... nichts trinken.

Aber, wer lange genug wartet, und wer bei der Bestellung die hochgezogenen Augenbrauen der Kellerinnen erträgt, wird dafür reichlich belohnt. Im Casablanca schmeckt alles genauso lecker, wie die Karte es verspricht. Die Küche ist vorzüglich. Und wenn jetzt auch noch die Kellnerinnen netter werden, wird das Casablanca ganz bestimmt für den „Oskar“nominiert. Aber was noch besser ist: Auch das Lob von Urdrü wäre ihnen gewiß.

Elfriede von Bokel und Pickenpack

Casablanca, Ostertorsteinweg 59

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